Krieg um die sudanesischen Ölfelder: Luftangriffe und Kämpfe

In wichtigen Ölfördergebieten wird gekämpft, der Südsudan und Khartum wagen eine gefährliche Kraftprobe. Die Kämpfe machen die Bemühungen um Aussöhnung zunichte.

Von Wachmännern gesicherter Öltank in Paloich, im Südsudan. Bild: dapd

BERLIN taz | Sudan und Südsudan stehen am Rande eines Krieges. Am zweiten Tag in Folge bombardierte Sudans Luftwaffe gestern Ziele im Südsudan, nachdem Südsudans Regierung bestätigt hatte, sie habe Truppen in den Norden geschickt. Es gebe auch Gefechte zwischen Bodentruppen, erklärte Südsudans Generalstabschef Philip Aguer in der Hauptstadt Juba.

Die Kämpfe finden in der wichtigsten Ölregion der beiden Länder statt, die vom südsudanesischen Bundesstaat Unity bis zum Ölfeld Heglig auf der Nordseite der Grenze im Bundesstaat Südkordofan führt.

Ob die Truppen der im Süden regierenden ehemaligen Befreiungsarmee SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee) jetzt tatsächlich, wie es in Juba hieß, das Heglig-Ölfeld eingenommen hatten, blieb am Dienstag unklar.

Berichte aus der Region am Montagabend legten nahe, die SPLA-Stellungen befänden sich noch sechs Kilometer entfernt. Aus südsudanesischer Sicht ist das alles „Selbstverteidigung“, nachdem zuvor Sudans Armee die Grenze nach Süden überschritten habe.

Krieg anstatt Annäherung

Die militärische Konfrontation macht internationale Bemühungen um eine Annäherung der verfeindeten sudanesischen Teilstaaten zunichte.

Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir sollte am 3. April nach Juba reisen, um unter UN-Ägide mit seinem südsudanesischen Amtskollegen Salva Kiir über die Umsetzung einer im März ausgehandelten Friedensvereinbarung zu sprechen. Die Reise ist abgesagt.

Südsudan war im Juli 2011 unabhängig geworden – als Ergebnis eines Friedensabkommens und einer Volksabstimmung. Danach aber brachen schwere Kämpfe in den Nuba-Bergen in der Provinz Südkordofan aus, deren Bewohner mit der SPLA gegen Sudans Regierung gekämpft hatten, nun aber weiter Teil Sudans blieben.

Sudan warf Südsudan vor, die Nuba-Rebellen zu unterstützen, während Südsudan sowie Hilfswerke erklärten, in den Bergen fänden Kriegsverbrechen statt.

Streit ums Öl

Die Rebellen in Südkordofan haben sich mit denen Darfurs zur „Sudanesischen Revolutionären Front“ (SRF) zusammengeschlossen. Die SRF meldete am 13. März den Abschuss einer angeblich iranischen Drohne im Grenzgebiet. Sudan hält die SRF für einen verlängerten Arm Südsudans im Norden.

Dazu kommt der ungelöste Streit um die Aufteilung der Ölvorkommen und Öleinnahmen zwischen Nord und Süd. Fast alle Ölquellen des ehemaligen Sudan liegen im Süden, der Export läuft aber über Port Sudan im Norden.

Weil Sudans Regierung dafür horrende Durchleitungsgebühren verlangt, stellte Südsudan im Januar die Ölförderung komplett ein. Damit kappte es zwar seine eigenen Exporteinnahmen, konnte aber behaupten, sich keinem Diktat aus Sudan zu beugen.

Jetzt in den Ölfeldern zu kämpfen, ist für den Süden vor allem eine Prestigefrage.

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