Erneuerbare-Energien-Branche kriselt: Der grüne Knick
Die weltweiten Investitionen in regenerative Stromerzeugung gehen seit einem halben Jahr zurück. Viele Staaten kürzen die Förderung, Investoren sind verunsichert.
BERLIN taz | Die Liste ist lang. In den vergangenen Monaten strichen Regierungen weltweit ihre Unterstützung für die Nutzung erneuerbarer Energien zusammen, vor allem in den Industrieländern: Deutschland und Italien kürzen kurzentschlossen die Solarvergütung, Spanien und Australien schaffen die Förderung erneuerbarer Energien komplett ab, Großbritannein knapst, die USA wollen Ende 2012 Steuervergünstigungen für Windenergieanlagen streichen.
All das hat nun Auswirkungen. Nach Zahlen des Wirtschaftsdienstes Bloomberg New Energy Finance (BNEF) brechen die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien seit zwei Quartalen ein (siehe Grafik unten). In den ersten drei Monaten 2012 betrugen sie noch 27 Milliarden US-Dollar, 22 Prozent weniger als im ersten Quartal des Vorjahres. Staatliche und private Forschungsausgaben sowie kleine Projekte sind darin nicht enthalten, sondern ausschließlich Investitionen in Wind- und Solarenergie, Biomasse sowie Wasserkraft.
Einen Einbruch gab es zwar schon einmal, allerdings während der globalen Finanzkrise 2008, unter der alle Branchen gelitten haben. Dass Länder wie Spanien ihre Förderung erneuerbarer Energien aufgeben, begründet die Regierung mit der Staatsschuldenkrise, in anderen Ländern gibt es auch andere Ursachen.
So bewirken die Präsidentschaftswahlen in den USA Unsicherheit bei Investoren. „Die schwachen Zahlen spiegeln die destabilisierende Unsicherheit gegenüber der künftigen Unterstützung regenerativer Energien in der Europäischen Union und den USA wieder“, sagt BNEF-Chef Michael Liebreich. Gleichzeitig würden Windenergie an Land und Solarenergie immer billiger und seien mit fossilen Energieträgern fast konkurrenzfähig.
Historisches Allzeittief
Die Unsicherheit spiegelt sich auch in den Aktienkursen der Unternehmen wieder. Der Renixx World, ein Aktienindex der regenerativen Energiewirtschaft weltweit, lag in dieser Woche auf einem historischen Allzeittief. Vor allem Solaraktien ziehen ihn derzeit nach unten.
Allerdings kann man die Geschichte auch positiv wenden: Seit 2004 haben sich die jährlichen weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien versechsfacht. 2011 lagen sie auf einem Rekordwert von 260 Milliarden US-Dollar. Deutschland erreichte hinter China den zweiten Platz. Die Unternehmen, die die derzeitige Krise überlebten, so drückt es Liebreich aus, seien für die nächste Wachstumsphase sehr gut aufgestellt.
Leser*innenkommentare
Hari Seldon
Gast
Zitat aus dem Artikel: "Die Unsicherheit spiegelt sich auch in den Aktienkursen der Unternehmen wieder"
Der Artikel hat den wichtigsten Sachverhalt sehr gut erfasst. Der Extraprofit der künstlich aufgezüchteten Subventionsindustrien (Industrien mit Geschäftsplänen basierend auf der Absahnung der Subventionen in Form vom Extraprofit) geht zurück, und der Aufschrei der "Investoren" (Abkassierer) ist sofort da. Mich überrascht nur, dass eine---angeblich linksorientierte---Zeitung wie TAZ, die Nutznießer der Subventionen (Extraprofit) mit Medienfläche unterstützt. Hier geht es genau so wie bei einem Pyramidspiel: Die überwiegende Mehrheit (die Bevölkerung) wird abkassiert, und einige wenige (die Absahner) machen Kasse. Übrigens, die wirklichen Profis (die Ideengeber der Klimahysterie) haben die Aktien noch rechtzeitig---mit sehr hohem Gewinn---abgestoßen.
Der Querulant
Gast
Dazu paßt doch prima, daß von einigen EU-Staaten mehr Subventionen für Atomkraft gefordert werden. Tja, die Energiekonzerne haben einen langen Atem und einen übergroßen Einfluß auf die Politik. Jetzt kommt's drauf an, ob Merkel zum Ausstieg steht und in Europa hart bleibt.
Der Querulant
Gast
Dazu paßt doch prima, daß von einigen EU-Staaten mehr Subventionen für Atomkraft gefordert werden. Tja, die Energiekonzerne haben einen langen Atem und einen übergroßen Einfluß auf die Politik. Jetzt kommt's drauf an, ob Merkel zum Ausstieg steht und in Europa hart bleibt.