Initiator über Kopfgeld gegen Waffenhändler: „Dafür müssen sie in Haft“
Ein Künstlerkollektiv aus Berlin setzt 25.000 Euro Kopfgeld auf acht Eigentümer des Panzerherstellers Krauss-Maffei Wegmann aus. Einer der Initiatoren erklärt, warum.
taz: Herr Ruch, was sind die Strafvergehen der MFW-Eigentümer und welche Hinweise müsste man liefern, um das Kopfgeld zu bekommen?
Philipp Ruch: Diese Menschen verdienen am schlimmsten Waffengeschäft der bundesdeutschen Geschichte und müssen dafür in Haft – wir vermuten Bandenbildung. Es sollen 270 Leopard-2A7+-Panzer an Saudi-Arabien verkauft werden, die mit Räumschilden, Wasserwerfern und verkürzten Kanonenrohren bestückt sind, also für den Städtekampf geeignet sind. Das verstößt gegen das deutsche Kriegswaffenkontrollgesetz und gegen den Verhaltenskodex zu Waffenexporten der EU.
Wir suchen nun nach Hinweisen auf Steuerdelikte, Betrug oder Veruntreuung durch die KMW-Eigentümer, also alles, wofür man in Haft kommt. Solche Hinweise könnte zum Beispiel ein Informant in einer Schweizer Bank liefern. Das Geld für die Belohnung stammt von Mäzenen, die unsere Sache unterstützen.
Wäre eine Anzeige nicht effektiver?
Kommt noch. Wir haben da längerfristig was geplant.
31 Jahre, Menschenrechtler und Aktionskünstler, ist künstlerischer Leiter des „Zentrums für politische Schönheit“. Mehr Infos: www.25000-euro.de
Wo wird das Kopfgeldplakat zu sehen sein?
In Berlin, Torstraße/Ecke Alte Schönhauser Straße. Wir werden auch noch Anzeigen in Kasseler Lokalzeitungen schalten, wo der Sitz von Krauss-Maffei Wegmann ist und wir uns am ehesten Quellen für Strafanzeigen erhoffen. Auch einer der Eigentümer wohnt dort.
Leser*innenkommentare
mikeondoor
Gast
nochmals zum mitschreiben: deutschland ist waffenexporteur nr 3 ! hier geht endlich mal eine initiative an die öffentlichkeit, die zu recht mit dem zeigefinger auf ein paar menschen zeigt, die ihre seele - für ein paar virtuelle zahlen auf irgend welchen bankkonten - dem teufel verschrieben haben... was mich am meisten schockt: einige von diesen seelenkrüppeln steckten ihr geld in montessori- und waldorfschulen... was für ein schizoides weltbild! oder sollte das ihren tripp auf dem "highway to hell" kaschieren?
jeff reif
Gast
Die Vertreter der KMW sind als jahrzentelange akteure in diesem bereich mit allen wassern gewaschen und nicht ohne ein zu unterschätzendes repertoire an tricks, methoden, kontakten, strategien, fertigen und eingeübten sätzen für die presse bewaffnet.
jemanden an den pranker stellen ist geschichtlich gesehen zu verachten, hier aber hat es eine mehr symbolhafte bedeutung geschmückt mit der ironie der standthaft hoffenden.
die aktion verfügt nicht über das repertoire der panzerprofiteure, es nutzt im ungleichen kampf seine einzige stärke aus - die fleischgewordene suchmaschine, die willigen köpfe vieler, die durch ihren kleinen beitrag summiert erst das potential offenbaren.
wenn man also wirklich etw. bewegen muss, muss man sich wagen einen schritt in das halb legale zu setzen, zu eine art batman zu werden, vergessen wir nicht, dass diese nur mit einem schritt in der grauzone stehen, während die panzerprinzen in jedem denkbaren winkel der grauzone manövrieren und seit langem bereit stehen.
wenn man etw. bewegen will, jetzt wo das werkzeug zur verfügung steht, soll man als erstes optimistischen geistes auf die strategie und ihre zukünftige blüte schauen, wer pessimistisch es sich nicht zutraut kann sich gleich unter den panzer legen.
Lily
Gast
Die 25.000 € sind zu faktisch unmöglichen Bedingunen ausgelobt. Für die zu diffamierenden Delikte wird man nicht zu 2 Jahren ohne Bewährung verurteilt. Die Auswahl der Angeprangerten scheint auch Interessen Dritter zu unterliegen: der langjährige Vorsitzende der Gesellschafterversammlung wird gar nicht erwähnt. de.wikipedia.org/wiki/Adrian_Braunbehrens
dan the man
Gast
es wird geld für sachdienliche hinweise möglicher Straftaten gesucht. nun ja. auf jeden fall ausgefallen.
sina
Gast
Die Aktion ist einfach nur krank, wer sowas macht gehört weggesperrt!
Weiße Rose
Gast
Blut klebt an den Händen aller beteiligten Profiteure am Kriegswaffendeal mit dem Unterdrückungsregime Saudi-Arabien.
Vor allem ist hier die verbrecherische Merkel-Clique zu nennen, die noch dazu in unser aller Namen, Feudalherrschaft und Folterstaat tatkräftig unterstützt. Sie sind um kein Haar besser als die aktuellen Anklagebankdrücker der Den Haager Prozesse!
4INSTALL
Gast
Einfach nur peinlich, dieser Artikel und diese Aktion
Was mit Witzigkeit lockt, tatsächlich ernst gemeint ist, bedeutet letzendlich mal wieder ein Füßetreten unseres Rechtssystems und in der Tendenz ein Wiederaufleben der Vorstellungen der RAF:
Wenn die ganze Gesellschaft uns nicht zustimmt, dann dürfen wir auf der Basis unserer Überzeugungen auch unschuldige Menschen erschießen oder wie hier verhaften.
Jetzt kommt warscheinlich wieder die wörterschwallende Begründungsmaschine mit dem Wahn: "Unschuldige Menschen ... bla ... bla ..."
Aber das Recht ist iniwersell.
Und zu verhaften braucht man die Staatsanwaltschaft.
conscience
Gast
Endlich mal ein wenig Aufmerksamkeit für die Deutsche Rüstungsindustrie!!! Super!