Video der Woche: „Digital geht schnell verloren“

Das Archiv der „New York Times“ ist ein Hort von Geheimnissen und schönen alten Bildern. Natürlich analog. Digital ist anders, kann aber mindestens genauso begeistern.

„Archivakten – bitte nicht stören.“ Bild: Screenshot vimeo

BERLIN taz | Dachböden, Kellerkisten und verstaubte Schuhkartons sind was Feines. Es finden sich vergessen geglaubte Juwelen der eigenen Geschichte, Erinnerungen kommen wieder, ob man will oder nicht, und die eigene Geschichte lässt sich neu erfinden oder wiederentdecken.

Ein ganzes Archiv voller Geschichten und Anekdoten hat die New York Times, gegründet 1851. Im Video „Inside the New York Times 'Lively Morgue'“ führt der Archivar in einen Keller in der Nähe des Redaktionsgebäudes in Manhattan. „Hier weiß man meistens nicht, was oben passiert“, sagt er und man glaubt es ihm sofort. Der Titel „im lebendigen Archiv“ ist dann doch etwas übertrieben, so lebhaft geht es da unten nicht zu.

„Der Schatz des Archivs sind die Geheimnisse, die es bewahrt. Es zeigt uns, dass wir das Leben nicht zum ersten Mal leben. Wir waren hier schon einmal“, sagt der Archivar. Leider behält er die Geheimnisse für sich. Dafür ist das Video ein liebevolles Tribut an Archive und die gute alte analoge Zeit. „Digital geht so schnell verloren“, sagt Darcy Eveleigh, Fotoredakteurin. Stimmt. Wer kann sich schon noch an einen Tweet von vor drei Monaten erinnern oder ein Bild, mit dem taz.de den Rücktritt von Wulff bebilderte? Ist aber auch nicht nötig.

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Das Video von Jessica Bennett und K. Ryan Jones schafft es, nicht in das übliche Jammern über die schlimme neue Zeit zu verfallen und das Internet zu verdammen. „Man kann digital nicht anfassen“, sagt die Fotoredakteurin nur. Das stimmt auch. Bilder, die man in die Hand nehmen kann, sprechen schlicht mehr Sinne an als ein Bildschirmfoto. Was aber manche Webseiten mit der Auswahl von Themen und der Gestaltung von Bildergalerien machen, ist eine wahre Freude. Und eben für alle zugänglich und teilbar.

Die Stadt New York zum Beispiel hat ihr Fotoarchiv aus dem Keller geholt und online gestellt. Es ist ein bisschen unübersichtlich und nicht besonders hübsch, entspricht aber so dem echten Archivgefühl. In der Galerie der World Press Photo Foundation finden sich wichtige Ereignisse des Jahres in Fotos, die man nicht in der Hand halten muss, um berührt zu sein. The Atlantic macht Bildergalerien, die endlich mal Bilder richtig groß zeigen und die einen mitnehmen in andere Welten, so abgedroschen das auch klingt. Auch das Time Magazin zeigt tolle Bilder.

Professionelle Fotografen und Amateure zeigen ihre Bilder und schaffen so viele kleine Archive, die man suchen mus, aber dann viel Freude bereiten, so wie auf den Seiten von Garrett Meyers, Stephan Labs oder in Blogs wie Bildwerk3, visualdays, flare oder iphonegraphy. Agenturen wie Getty Images, die tolle Reportagen zeigen, Magnum, zu deren Können man nichts mehr sagen muss oder Ostkreuz, deren Reportagen man natürlich eigentlich groß sehen muss, geizen auch nicht mit ihren Bildern.

Jedenfalls sind Archive toll – analog und digital. Und verschwinden tut im Netz ja bekanntlich nichts so leicht. Man muss es nur wiederfinden.

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