Oberbaumbrücke: Eine Spur weniger

Autofahrer aufgepasst: Ab Montag wird die Autofahrbahn Richtung Kreuzberg gesperrt.

Sieht schön aus, wird aber zum Nadelöhr: Oberbaumbrücke. Bild: dapd

Die Oberbaumbrücke in Friedrichshain-Kreuzberg wird zur Schmalspurbrücke. Die Autos in Richtung Friedrichshain fahren weiter, doch in Richtung Kreuzberg geht es ab Montag nur noch zu Fuß, per U-Bahn oder über Ausweichwege. Tausende Autofahrer sollen zehn Monate lang über die Schiller- und Elsenbrücke gelotst werden, Stau scheint programmiert, die Nerven einiger Autofahrer schon jetzt überstrapaziert.

Historisch gesehen ist die Sperrung jedoch nichts Besonderes: In den letzten Kriegstagen sprengten die Nazis die Brücke, um den Vormarsch der Sowjets zu verhindern. Während der deutschen Teilung war die Brücke ein Grenzposten, höchstens Fußgänger durften passieren. Genau so wird es jetzt wieder, nur Schuld haben diesmal weder Nazis noch Kalte Krieger: Die Berliner Wasserbetriebe bauen.

Sie müssen einen Regenüberlaufkanal erneuern, der unter der 1894 gebauten Oberbaumbrücke in die Spree mündet. Verhindert werden soll nun, dass zuviel verschmutztes Regenwasser in die Spree fließt. Stattdessen soll das Wasser unterirdisch zwischengespeichert und in ein Klärwerk geleitet werden, dafür wiederum braucht es ein neues Sperrwerk. Die Sanierung soll rund 1,5 Millionen Euro kosten.

Die wichtigste Ost-West-Verbindung der Stadt sei gekappt, raunt, obwohl die Brücke in Nord-Süd-Richtung verläuft, in Frontstadtnostalgie schon die „Berliner Morgenpost“. Gleich wird ein Szenario entworfen, nach dem es im Winter starken Frost gibt, deshalb nicht betoniert werden kann und Kreuzberg noch viel länger von Friedrichshain getrennt wird.

Eigentlich hätten die Bauarbeiten schon im Mai beginnen sollen, Container und Bagger stehen schon lange am Friedrichshainer Ufer, ebenso Schilder, die auf die Sperrung hinweisen. Doch ein Streit zwischen den Wasserbetrieben und der Senatsverkehrswaltung über ein angepasstes Ampelschaltkonzept haben den Beginn verzögert. Die Wasserbetriebe sehen es gelassen, fast schon historisch: Die Baustelle brauche eben ihre Zeit.

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