Bayern München in Champions League: Die alten Rivalen

Der FC Bayern spielt heute gegen den FC Valencia, der vom einstigen Weltklassekicker Mauricio Pellegrino trainiert wird. Der ist kein Freund der Münchner.

Der neue Benitez? Valencias Trainer Mauricio Pellegrino vor dem Spiel in München. Bild: dapd

Dieser Elfmeter hat ihn lange verfolgt. Um 23.33 Uhr war er an der Reihe an jenem 23. Mai 2001 im Guiseppe-Meazza-Stadion von Mailand. Der zu allem entschlossene Oliver Kahn hatte schon zwei Strafstöße pariert. Mauricio Pellegrino schoss schlecht platziert, halbhoch.

Kahn hielt und war ein Titan, die Bayern feierten endlich wieder und zum bisher letzten Mal den Gewinn der Champions League. Der FC Valencia betrauerte die zweite Finalniederlage nacheinander. Pellegrino, 1,93 Meter groß, Spitzname „el flaco“, der Dünne, vergrub sein Gesicht im hochgezogenen Trikot.

„Das war mir die größte Lehre meines Lebens“, sagt der Argentinier heute, „ich habe immer an meinen Stärken und Schwächen gearbeitet, aber nie daran, Elfmeter zu schießen. Ich habe mir lange vorgeworfen, mich nicht vorbereitet zu haben. Man darf nie etwas unterschätzen.“

Bayern-Trainer Jupp Heynckes geht mit großem Respekt in das Auftaktspiel des FC Bayern München gegen den FC Valencia. „Das ist ein großer Gegner. Wir müssen schon eine große Leistung bringen, um zu gewinnen“, sagte Heynckes. Er deutete zudem an, dass er den 40 Millionen Euro teuren Neuzugang Javier Martínez gegen die Spanier erstmals von Beginn an einsetzen könnte.

Am heutigen Mittwoch geht es wieder gegen die Münchner. Pellegrino, 40, ist nun der Trainer des Valencia Club de Futbol. Als Spieler gewann er mit den Valencianos nach der Enttäuschung von Mailand noch zweimal den Meistertitel in Spanien, dazu 2004 den Uefa-Pokal und Europas Supercup. Der Madrilene Rafa Benitez war sein Erfolgscoach, Pellegrino dessen Musterschüler.

Dem Lehrmeister folgte der Innenverteidiger mit italienischen Wurzeln und Pass auch zum FC Liverpool, erst als Spieler, später dann als Assistent. 2005 erlebte er von der Seitenlinie den Triumph in der Champions League, als die Engländer einen 0:3-Rückstand gegen den AC Mailand wettmachten. Auch zu Inter Mailand begleitete er den Meistertrainer. So wichtig ist der Mentor, dass Pellegrino nach einem Interview schon mal beanstandet, nicht auf Benitez angesprochen worden zu sein.

Skepsis, trotz Unterstützung

Unter dem war der FC Valencia am erfolgreichsten, deshalb wird Benitez vergöttert in der mit Palmen geschmückten Stadt am Mittelmeer. Und deshalb hat Pellegrino trotz des verschossenen Elfmeters jetzt Rückenwind, die Anhänger wollen in ihm den neuen Benitez sehen. Das Vorbild selbst setzt natürlich ebenfalls auf den Ziehsohn: „Als Fußballer und in der Zusammenarbeit mit mir hat er sein Niveau und seine Kapazität bewiesen“, sagt der 52-Jährige.

Doch Skeptiker bezweifeln, dass der Novize aus Cordoba das Team wieder hinter den Schwergewichten Madrid und Barcelona auf Rang drei führen kann, wie der bei den anspruchsvollen Fans unbeliebte Vorgänger Unai Emery das dreimal schaffte.

Pellegrino ist ungeprüft, nie zuvor war er Chefcoach eines Profiklubs. Er ist auch eine Billiglösung, erfahrene Kandidaten wollten mehr Geld. Der FC Valencia ist klamm, etwa 350 Millionen Euro Schulden hat er. Der Verkauf des alten Mestalla-Stadions im teuren Zentrum und der Bau einer Arena am billigeren Stadtrand stecken fest. Das neue Stadion ist nur halb fertig, und es fehlt das Geld, die Arbeiten fortzusetzen.

Bisher kaum überzeugend

Nach und nach hat der Verein seine besten spanischen Fußballer abgeben müssen (Villa, Silva, Mata, Alba) und sie durch Ausländer ersetzt. Pellegrino befehligt Nationalspieler aus acht Ländern. Der einzige aktuelle spanische Auswahlakteur ist Roberto Soldado, ein gebürtiger Valenciano aus dem Nachwuchs von Real Madrid, er war bei der EM nicht dabei, aber neulich Schütze des Siegtors für die Spanier in Georgien zum Auftakt der WM-Qualifikation.

Mit Valencia hat Soldado nach drei Spielen ohne Sieg am Samstag endlich auch den ersten Erfolg gefeiert, 2:1 daheim gegen Celta Vigo. Überzeugen konnte die Mannschaft bisher nicht.

„Ich habe einen ausgeglichenen Kader und bin zufrieden mit den Spielern, die ich habe“, sagt Pellegrino, „die Zeit wird weisen, wie weit wir kommen.“ Die Zeit, sie hat auch die Wunden nach dem verschossenen Elfmeter geheilt. Drei trat Pellegrino insgesamt in seiner Karriere, nur diesen einen vergab Pellegrino.

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