Kommentar über Pharmageschäfte mit Nebenwirkungen: Zu wenig Wettbewerb

Mit ihren Rabattverträgen mit Novartis haben sich die Krankenkassen in eine einseitige Abhängigkeit begeben. Die Zeche zahlen nun die Patienten.

Preisdruck, Lobbyismus, Provisionen und Rabatte: Mehr als irgendwo sonst spielen sie im Gesundheitssystem eine alles entscheidende Rolle. Es ist ein milliardenschweres System mit undurchsichtigen Regeln und vielfältigen Playern. Zu den wichtigsten zählen die Krankenkassen – und die haben sich in Schleswig-Holstein und Hamburg nun mächtig verzockt.

Unter Missachtung der selbst aufgestellten Regeln des Wettbewerbs haben sie sich auf Gedeih und Verderb an nur einen Impfstoff-Lieferanten gebunden. Und das in der Hoffnung, ihre Kassen zu schonen.

Wo aber der Wettbewerb ausgeschaltet und eine einseitige Abhängigkeit eingegangen wird, ist das Risiko umso höher. Dass die Kassen mit ihrem Novartis-Rabattvertrag nun auf die Nase gefallen sind, wäre noch nicht einmal schlimm – wären da nicht die Patienten, die dringend eine Grippeimpfung bräuchten.

Gesundheit ist keine Ware: Mit dieser beinahe naiv wirkenden Parole zogen die Gewerkschaften in Hamburg einst in ihren am Ende erfolglosen Kampf gegen die Privatisierung der bis dahin staatlichen Krankenhäuser. Und natürlich ist Gesundheit das längst: eine Ware, bei deren Handel über dem Wohl der Patienten vielfach das finanzielle Wohlergehen der Akteure des Systems steht.

Und – anders als bei der alljährlichen Influenza-Welle – gibt es gegen Nebenwirkungen wie das norddeutsche Novartis-Desaster nicht mal einen Impfstoff.

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