Militärintervention im Norden von Mali: Westafrika zum Einmarsch bereit

Die Staaten Westafrikas haben die Militärintervention gegen Islamisten im Norden Malis beschlossen. Die lokale Anti-Tuareg-Miliz ist kriegsbereit.

Im Koran steht nichts von Ecowas, stellen islamistische Kämpfer in Douentza (Mali) fest. Bild: dapd

BERLIN taz | Die Staaten Westafrikas haben förmlich grünes Licht für eine Militärintervention in Mali zum Kampf gegen die Islamisten im Norden des Landes gegeben. Ein Sondergipfel der Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) in Nigerias Hauptstadt Abuja bestätigte am Sonntagabend das zuvor ausgearbeitete Eingreifkonzept und bat den UN-Sicherheitsrat, ein Mandat zu erteilen.

„Es gibt keine Unklarheiten mehr“, sagte Alassane Ouattara, Präsident der Elfenbeinküste und amtierender Ecowas-Präsident, auf einer Pressekonferenz. „Wir haben uns über die Zusammensetzung der Streitkraft, ihre Mission, ihren Umfang, die Dauer ihres Mandats und die Modalitäten der Truppenstationierung verständigt.“

Vor Journalisten präzisierte Ouattara: „Wir sehen 3.300 Soldaten für die Dauer eines Jahres vor.“ Nigeria, Senegal, Niger und Burkina Faso hätten Truppen angeboten, ebenso Ghana und Togo. Außerdem „könnte Tschad mitmachen“.

Die algerische Zeitung L‘Expression sprach von 5.500 Soldaten. Algerien, direkter Anrainerstaat des nordmalischen Islamistengebietes und mächtigste Militärmacht der Region, ist gegenüber einem auswärtigen Eingreifen skeptisch und setzt auf eine politische Einigung mit Malis größter islamistischen Gruppe Ansar Dine sowie den Tuareg-Rebellen der „Nationalbewegung zur Befreiung von Azawad“ (MNLA), die in Nordmali einen eigenen Staat wollen und gegen die radikalen Islamisten kämpfen.

„Die Bevölkerung ist zum Krieg bereit“

„Wieso eine Militärintervention, wenn vor Ort Ansar Dine und MNLA eine politische und friedliche Lösung der Krise gewählt haben?“ fragte ein Kommentar von L‘Expression.

Das Blatt bezieht sich auf den Gewaltverzicht, den Ansar Dine vergangene Woche in Burkina Faso verkündet hatte, der aber in Mali selbst mit Zurückhaltung aufgenommen wird. Die MNLA bietet sich nun als Vermittler an.

„Jede Militärintervention, die sich nicht auf die MNLA stützt, ist zum Scheitern verurteilt“, schrieben ihre Sprecher in einem Brief an die Uno, die Afrikanische Union, die EU und die Ecowas und sagten, ihre Bewegung „kennt das Terrain und genießt das Vertrauen der Bevölkerung“.

Die malische Anti-Tuareg-Miliz Ganda Iso, die Jugendliche des Peul-Volkes vereint, will hingegen an der Seite der Eingreiftruppe kämpfen. „Die Bevölkerung ist zum Krieg bereit“, erklärte Milizenchef Seyou Cissé und sagte, seine Kämpfer könnten aus Niger heraus als Vorhut der Westafrikaner in Mali einmarschieren.

2.000 weitere Jugendliche stünden im malischen Mopti bereit. Nötig für den Erfolg seien „gezielte Luftangriffe“. Solche Töne nähren die Befürchtung, ohne vorherige Verständigung zwischen den einheimischen Kräften könne jede Intervention ethnische Konflikte schüren und das Land weiter destabilisieren.

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