Protestaktionen gegen Fluglärm: Im Pyjama und Nachthemd
In mehreren deutschen Städten und in London gehen Fluglärmgegner auf die Straße. In Nantes kommt es zu Zusammenstößen wegen des geplanten Flughafenbaus.
BERLIN/PARIS taz/dpa | Mehr als tausend Bürger haben am Samstag in Berlin und anderen deutschen Städten gegen Fluglärm demonstriert. Vor allem der neue Hauptstadtflughafen BER erregt den Zorn der Demonstranten. Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit werfen sie vor, sich dem Dialog zu entziehen.
In Berlin zogen nach Angaben der Veranstalter 3.000 bis 4.000 Demonstranten vom Potsdamer Platz zu einer Kundgebung vor der SPD-Parteizentrale. In Brandenburg läuft derzeit der Endspurt für das Volksbegehren für ein striktes Nachtflugverbot zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr. Bis 3. Dezember müssen 80.000 Unterschriften vorliegen.
Rund um den Frankfurter Flughafen hängten Fluglärmgegner Protestbanner an Dutzende Brücken. „Unser Widerstand ist ungebrochen, wir wollen noch eine ganze Weile durchhalten“, sagte eine Sprecherin der Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau. In München gingen mehr als 300 Menschen gegen nächtlichen Fluglärm auf die Straße. Auch in London protestierten Anwohner des Großflughafens Heathrow in Pyjama und Nachthemd gegen Fluglärm.
Im westfranzösischen Nantes hat sich unterdessen der Kampf gegen den dort geplanten internationalen Flughafen zugespitzt. Die Pariser Regierung versuchte am Freitag, das von den Gegnern besetzte Gelände räumen zu lassen. Mehrere bereits enteignete Häuser wurden mit dem Bulldozer niedergerissen, wobei auch ein Gebäude demoliert wurde, dessen Eigentümer noch nicht rechtskräftig enteignet war.
Wasserwerfer und Gasgranaten
Am Samstag demonstrierten dann im Stadtzentrum von Nantes mehrere tausend Menschen gegen das Vorgehen der Behörden. Wie schon am Vortag auf dem umkämpften Gelände kam es zu heftigen Zusammenstößen mit der Polizei, die Wasserwerfer und Gas einsetzte. Zwei Demonstranten und ein Beamter wurden verletzt, mehrere Personen festgenommen.
Der Konflikt wird immer mehr zur Belastung für die rot-grüne Koalition in Paris, da die Sozialisten für den Flughafen und die Grünen dagegen sind. Angesichts der Eskalation am Wochenende hat nun der sozialistische Premier Jean-Marc Ayrault, einer der wichtigsten Flughafenbefürworter, einen Dialog angeboten.
Eine Kommission soll die Auswirkungen auf die Natur und Landwirtschaft nochmals überprüfen. Die Koordination der Gegner machte einen Rückzug der Ordnungskräfte zur Vorbedingung für jegliches Gespräch
Leser*innenkommentare
Siegfried
Gast
Es ist das Problem unserer Zeit. Wachstum, Wachstum, Wachstum. Unter den übertriebenen Visionen Einzelner sollen ganze Völker leiden.
Friedliche Demonstrationen sind gut, aber sie könnten sehr schnell ein Ende haben, wenn man sie ignoriert und doch sein eigenes Ding durchzieht.
2013 sind Wahlen in Deutschland. Wir als Volk haben es in der Hand endlich das Rad zurück zu drehen.
Schluß mit dem ewigen Wachstum auf unsere Kosten.