Kommentar "Weser-Kurier": Hier spricht nur der Chef

Tarifbindungen unterlaufen, Betriebsräte ausbooten - mit dieser Politik kam der Bremer Weser Kurier diesmal vor dem Arbeitsgericht nicht durch.

Warum überträgt eine Zeitung ihre Anzeigen-Akquisition von einer Tochterfirma, die ihr gehört, auf eine andere Firma, die ihr nicht gehört, inklusive Anzeigen-Geschäftsführer? Das ist ein Vorgang, der auf den ersten Blick völlig grotesk erscheint.

Die Anzeigen-Akquisition ist auch heute noch ein finanzielles Standbein von Zeitungen. Dass der Weser-Kurier diesen Bereich einfach aus der Hand gegeben hat, haben die Betriebsräte nie geglaubt. Beim Weser-Kurier haben Strohmann-Konstruktionen eine Tradition, jahrelang wurde der Bremer Anzeiger so gehalten. Dass die formell unabhängige Anzeigen-Firma KSC sich vor Gericht ausgerechnet von dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Weser-Kuriers, dem Rechtsanwalt Johannes Weberling, vertreten lässt, ist ein Hinweis darauf, dass auch diesmal die vertragliche Bindung enger ist als es auf den ersten Blick ersichtlich sein soll.

Den Hinweis, dass es bei dem riskanten Spiel des Weser-Kuriers mit seiner Anzeigen-Akquisition eigentlich um die Bekämpfung von Betriebsratsarbeit geht, hatte Anwalt Jürgen Maly in Vorstandsunterlagen schwarz auf weiß gefunden: Ziel der Ausgründung sei die „Aufhebung der starren Tarifstrukturen“ und die „Auflösung der Blockade-Haltung“ des Betriebsrates, heißt es da. Und die „Möglichkeit zur einseitigen Änderung der Arbeitsbedingungen“.

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