Die Akteure in Mali: Islamisten und Drogenhändler

Befreiungsbewegung von Azawad, Ansar Dine, Mujao und AQMI: die unheilige Allianz von Islamisten, Terroristen und Separatisten.

Die radikalislamistische Gruppierung: Ansar Dine. Bild: dapd

COTONOU taz/afp | Frankreichs Präsident François Hollande ist mit dem Militäreinsatz in Mali ein hohes Risiko eingegangen, dessen Tragweite schon wenige Stunden nach den ersten Kämpfen mit Islamisten in dem westafrikanischen Land deutlich wurde.

Nicht nur die französischen Soldaten und die acht französischen Geiseln in der Region sind in Lebensgefahr – ganz Frankreich ist seither im Alarmzustand.

Das sind die vier Gruppierungen, die sich in Malis Norden ausgebreitet haben:

Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA): Sie hat seit Anfang 2012 den Norden Malis erobert. Die meisten Anhänger sind Tuareg. Einige kämpften zuvor in Libyen für Gaddafi. Als Ziel für Mali nannten sie anfangs: mehr Selbstbestimmung für das Nomadenvolk.

Am 6. April 2012 rief die MNLA den international nicht anerkannten Staat Azawad aus. Kurz darauf verlor sie die eroberten Städte an islamistische Gruppierungen. Daher ist MNLA heute kein Machtfaktor mehr. Außerdem distanzieren sich viele Tuareg von der Forderung nach einem eigenen Staat und der Vorgehensweise der MNLA.

Ansar Dine (Verfechter des Glaubens): Die radikalislamistische Gruppierung soll Ende 2011 von Iyad Ag Ghaly gegründet worden sein. Der kämpfte bereits 1990 bei der ersten Tuaregrebellion gegen den Staat. Anschließend ging er jedoch in den diplomatischen Dienst. In Saudi-Arabien soll er zum „wahren Glauben“ gefunden haben, den Ansar Dine nun umsetzt: mithilfe für ganz Mali geltenden Scharia, die besonders streng ausgelegt wird.

In den besetzten Städten müssen sich Frauen verschleiern. Partys, Alkohol und Musik sind verboten. Befürworter gibt es in Mali kaum. Zwar bekennen sich mehr als 90 Prozent zum Islam, doch die Bevölkerung wünscht sich eine moderate Ausrichtung und hält die Scharia für überflüssig.

Mujao (Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika): Die Gruppierung soll sich 2011 von al-Qaida im islamischen Maghreb (AQMI) abgespalten haben. Sie trat vor Mitte April 2012 kaum öffentlich in Erscheinung, gehörte danach zu den Besetzern im Norden.

Sie wird für die Entführung mehrerer algerischer Diplomaten in Gao verantwortlich gemacht. Wie Ansar Dine fordert Mujao eine strenge Auslegung der Scharia und soll bei afrikanischen Islamisten populär sein, etwa bei Boko Haram, der islamistischen Terrorgruppe aus Nordnigeria.

AQMI (al-Qaida im islamischen Maghreb): Der afrikanische Arm von al-Qaida soll sich schon seit Jahren immer mehr im Norden Malis ausbreiten. Die Mitglieder sollen den Drogenhandel in der Region organisieren. Sie erregten mit spektakulären Entführungen international Aufmerksamkeit.

2011 wurde dabei in Timbuktu auch ein Deutscher getötet. Auf der Seite von AQMI sollen vor allem Islamisten aus Nordafrika, aber auch aus Pakistan und Afghanistan kämpfen.

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