Falscher Ahorn auf kanadischen Scheinen: Wenn die falschen Blüten treiben

Auf neuen Geldscheinen in Kanada sorgen norwegische Ahornblätter für Aufregung. In Nordamerika machen invasive Arten den einheimischen zu schaffen.

Fehler am Ahornblatt: Naja, der Queen kann's egal sein, solang es nicht um die Zacken in ihrer Krone geht. Bild: reuters

EDMONTON taz | Der Zuckerahorn gehört zu Kanada wie das Eishockey, der rot uniformierte Polizist oder der Eisbär. Er ist besonders im Osten des Landes weit verbreitet, und seine dunkelrote Laubfärbung sorgt jeden Herbst für einen wahren Augenschmaus. Auch wegen seiner leuchtenden Farben ist der Acer saccharum, wie der Baum von Botanikern genannt wird, zum Nationalsymbol Kanadas geworden. Er findet sich quasi überall: auf der Nationalflagge, auf Münzen, auf Ausweispapieren.

Man sollte also meinen, dass der kanadische Staat mit den Merkmalen seines Nationalbaums gut vertraut ist. Doch nun sorgt ausgerechnet die Zentralbank des Landes für einen peinlichen Fauxpas. Auf der Rückseite des neu ausgegebenen 20-Dollar-Scheins bilden die Banker nicht das Laub des heimischen Zuckerahorns ab, der oft auch Kanadischer Ahorn genannt wird. Stattdessen verwenden sie laut Botanikern die Blätter seines europäischen Bruders, des Norwegischen Ahorns.

„Der Zuckerahorn ist unser Nationalsymbol, und es ist verblüffend, dass wir das nicht richtig hinbekommen“, erklärt der Biologe Julian Starr von der Universität Ottawa. Dabei sind beide Gattungen optisch sehr verschieden: Die Blätter des Zuckerahorns haben in der Regel drei Flügel, und die Blattspitzen sind glatt. Das Laub des Norwegischen Ahorns dagegen besitzt fünf Flügel und gezähnte Spitzen, weswegen der Baum in Europa auch Spitzahorn genannt wird.

Trotzdem kommt es in Kanada immer wieder zu Verwechslungen, nicht nur bei der Notenbank. Die renommierte Wilfried-Laurier-Universität, die mehrere Standorte in Kanada hat, nutzte in ihrem Logo ebenso das falsche Laub wie die staatlich verwaltete Fernsehbehörde und der Weltfußballverband Fifa. Sogar der Verband der kanadischen Naturkundemuseen, der eigentlich gespickt sein müsste mit Experten in heimischer Flora und Fauna, machte es falsch.

Norwegischen Ahorn verschifft

Wahrscheinlich liegt es daran, dass selbst viele Kanadier den in Europa heimischen Spitzahorn mittlerweile nicht mehr von ihrem eigenen Ahorn unterscheiden können. Denn im 18. Jahrhundert hatten Händler aus Großbritannien den Norwegischen Ahorn auf ihren Schiffen mit nach Nordamerika gebracht. Seitdem verbreiten sich die Fremdlinge in Kanada immer schneller und verdrängen zunehmend auch die zehn heimischen Ahornarten.

Umso schlimmer, meinen in Kanada jetzt prominente Botaniker und Biologen. Invasive Pflanzenarten seien ökologisch schädlich und gehörten weder in kanadische Wälder noch auf kanadische Geldscheine. Trotzdem will die Notenbank am Design der rund 400 Millionen im Umlauf befindlichen Scheine vorerst festhalten. Das umstrittene Laub sei grafisch vereinfacht abgebildet und stehe für alle in Kanada vorkommenden Ahornbäume, ließ die Bank erklären. Die Kritiker werden sich damit kaum zufrieden geben.

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