Mordverdacht gegen Sportstar: Was geschah in Silver Lake?

Prothesenläufer Oscar Pistorius soll seine Freundin erschossen haben. Das Model Reeva Steenkamp ist in seinem Haus gestorben.

Ungewisse Zukunft: Oscar Pistorius steht unter Mordverdacht Bild: dpa

Südafrika ist geschockt: Prothesenläufer Oscar Pistorius, einer der Leichtathletikstars der Olympischen Spiele 2012 in London, hat am Donnerstag mutmaßlich seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen. Das 30-jährige Model wurde mit vier Schusswunden in dem schicken Silver-Lake-Komplex in Boschkop im Osten von Pretoria aufgefunden. Zunächst hieß es, der behinderte Athlet habe sie für eine Einbrecherin gehalten. Die Polizei sagte jedoch, sie habe diese Gerüchte nicht verbreitet.

Pistorius ist am Vormittag verhaftet worden und soll am Freitag vor einen Haftrichter geführt werden. Von einer Anklage wegen Mordes ist die Rede. Die Nacht auf Freitag verbrachte er in Haft. Ob er in den kommenden Tagen auf Kaution freikommt, stand am Donnerstagnachmittag noch nicht fest.

Pistorius legte stets Wert darauf, nicht als „Behinderter“ wahrgenommen zu werden, sondern als „Mann ohne Beine“. Auf eigens angefertigten Karbonprothesen gewann er bei den Paralympischen Spielen in Athen, Peking und London insgesamt 6 Goldmedaillen über 100, 200, 400 und 4x100 Meter, aber das reichte ihm irgendwann nicht mehr. Der „Blade Runner“ wollte in die Geschichte eingehen, sich mit den Besten der Welt messen. Dafür nahm er auch einen mehrmonatigen Kampf gegen die Mühlen der Sportgerichtsbarkeit auf.

Doch jetzt musste sein Vater Henk Pistorius die Tragödie bestätigen: „Wir stehen unter Schock. Die einzige Person, die genau sagen kann, was passiert ist, ist Oscar selbst.“ Sein Sohn war direkt nach der Tat von der Polizei im Distrikt Silverwood vernommen und untersucht worden, bevor er ins Gericht gefahren wurde.

Laut Polizeisprecherin Denise Beukes hatten Nachbarn in den frühen Morgenstunden laute Stimmen in Pistorius’ Haus gehört. Auch habe es schon zuvor öfter Klagen wegen häuslicher Gewalt gegeben. Viele Privatleute besitzen in Südafrika Waffen zum Selbstschutz, weil die Kriminalitätsrate extrem hoch ist. Pistorius schoss angeblich mit einer 9-Millimeter-Pistole auf sein Opfer.

Während Nachbarn Streit gehört haben wollten, behauptete Pistorius wohl, er habe Steenkamp für einen Einbrecher gehalten. Er feuerte viermal und traf sie in Kopf und Arm. Seine Freundin starb direkt am Tatort. Die Polizei war durch einen Anrufer gegen vier Uhr morgens zum Tatort gerufen worden. Steenkamp, letztes Jahr Cover-Girl des britischen Männermagazins FHM, hat angeblich ihren Freund anlässlich des Valentinstags überraschen wollen. Das hatte sie in ihrem Twitter-Account durchblicken lassen.

Prominentes Opfer

Pistorius und Steenkamp waren seit einem Jahr ein Paar. Die Freundin von Pistorius war selbst ein Star, zumindest in Südafrika. Steenkamp, die eine abgeschlossene juristische Ausbildung hatte, war gefragt als blondes Model. Kürzlich nahm sie an der südafrikanischen Variante von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ teil. In der Realityshow „Tropika Island of Treasure“ war sie einer der sieben konkurrierenden Prominenten. Die erste Episode sollte am Samstag im staatlichen Fernsehen SABC ausgestrahlt werden. Die blonde Südafrikanerin mit den blaugrünen Augen wurde in Kapstadt geboren und wuchs in Port Elizabeth auf. Nach ihrem Studium schloss sie einen Vertrag mit der Kosmetikfirma Avon, und vor sechs Jahren zog sie nach Johannesburg.

Pistorius und Steenkamp waren in der Vergangenheit mehrfach zusammen aufgetreten. Zunächst aber hatte es geheißen, die beiden seien „nur Freunde“. Die Auftritte von Pistorius bei Galaveranstaltungen oder Preisverleihungen waren stets umjubelt, und seine weiblichen Fans umringten den Star bei jedem öffentlichen Auftritt.

„Sie war die liebenswürdigste Person und ein Engel auf Erden“, sagte Steenkamps Managerin Sarit Tomlinson. Sie bezeichnete die Verbindung der Kapstädterin zu Pistorius als „tolle, intakte Beziehung“. Das populäre Paar stand im Rampenlicht und wurde von vielen Fans bewundert. Steenkamps Familie hatte sich am Donnerstag noch nicht zum Tod der Tochter geäußert.

Die Karriere des gefeierten „Blade Runner“ Pistorius dürfte nun beendet sein. Am 9. März sollte er in Sydney bei der Qantas Australien Athletic Tour und später in Perth an den Start gehen. Daraus wird nun nichts.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.