Feldarbeit: Bauern ackern für den Frühling

Die Brandenburger Landwirte haben mit der langen Kälte zu kämpfen. Obstbauern erwarten Ernteausfälle. Dem Spargel geht es unter dem Schnee dagegen gut.

Dem Spargel, hier auf einem Feld bei Luckenwalde, macht der Winter nichts aus Bild: dpa

Nicht nur die Berliner haben dieser Tage mit eisigen Temperaturen zu kämpfen, auch die Brandenburger Landwirte haben ihre liebe Not mit dem viel zu kalten Frühling. Zwar haben sie keinen braunen Schneematsch vor der Tür, sondern weiße Felder, so weit das Auge reicht. Aber eigentlich sollten Getreide, Kartoffeln, Beeren und Spargel schon vor drei Wochen zu wachsen angefangen haben.

Von einer Katastrophe will Werner Franke vom Landesbauernverband Brandenburg nicht sprechen, doch die Vegetationszeit für die Pflanzen sei durch den langen Winter schon extrem verkürzt, sagt er. Problematisch für die Bauern sei vor allem, dass sie für Ackervorbereitung, Düngen und Säen jetzt nur noch drei bis vier Wochen Zeit hätten, sonst sind es sechs bis sieben Wochen. Wenn es also Ernteausfälle gäbe, dann deshalb, weil die Landwirte nicht schnell genug hinterherkommen, so Franke.

Dass die Kälte auch Folgen für den Verbraucher hat, sei nicht zu erwarten, beruhigt Franke. Höchstwahrscheinlich werde man die normalen Ernteerträge erzielen können – allerdings nur, „wenn es mit dem Winter jetzt endlich vorbei ist“.

Skeptischer ist Obstgärtner Gerhard Neumann. 20 Prozent seiner Obsternte falle dieses Jahr weg, schätzt er. Die Knospen der Pfirsiche, Aprikosen und Brombeeren seien erfroren, diese Früchte werde es bei ihm gar nicht geben. Auch bei Kirschen und Weintrauben habe er erhebliche Frostschäden feststellen müssen. Das liege jedoch nicht unbedingt an dem langen Winter, erläutert Neumann, sondern viel eher daran, dass es so spät noch einmal heftigen Frost gegeben hat, nachdem schon eine Woche mildes Frühjahrswetter die Blütenknospen hervorgelockt hatte.

Schlechte Qualität

Auch für Peter Kreutz, Geschäftsführer vom Ökodorf Brodowin, ist der lange Winter ein Problem. Kreutz erwartet zwar keine Ernteausfälle, doch „Möhren zum Beispiel werden erst zwei bis drei Wochen später in den Handel kommen“, sagt er. Da sich Pflanzen wie Getreide nun nicht mehr voll ausbilden werden, könne die Qualität nachlassen, das mache sich dann beim Backen bemerkbar.

Nicht der Schnee stelle für die Landwirte eine Herausforderung dar, sondern die zu erwartende Feuchtigkeit nach der Schmelze. Deshalb wünscht Kreutz sich „20 Grad und einen schön warmen Wind“.

Bioland-Imker Fabian Lahres macht sich um das Überleben seiner Bienenvölker bis jetzt keine Sorgen. „Wenn Bienen gesund sind, ist so ein langer und strenger Winter kein Problem“, sagt er, „schließlich gibt es auch Bienenzucht in Skandinavien und Kanada“. Wenn es keine Pollen für die Bienen gebe, könne allerdings insgesamt weniger Honig produziert werden. Imker müssten jetzt verstärkt kontrollieren, ob die Bienenvölker genug Futter hätten, mahnt Lahres, ansonsten könnten sie verhungern.

Entwarnung gibt es für alle Spargelesser: Die Ernte sei durch die ausdauernde Kälte nicht gefährdet, sagt Spargelbauer Ernst-August Winkelmann vom Spargelhof Klaistow. Durch die dicke Schneedecke würden Spargel und Erdbeeren bestens geschützt. Er sei überzeugt, dass der Spargel zur Saisoneröffnung am 18. April voll ausgereift sei.

Allerdings müsste der Frühling dafür langsam in die Gänge kommen. Dafür gibt es Hoffnung: Zwar ist in den kommenden Nächten weiterhin Frost angekündigt. Doch laut Meteorologen klettern die Temperaturen bis Anfang nächster Woche dann doch mal auf 10 Grad – endlich.

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