Marathon in Hamburg: Boston im Hinterkopf

Der Laufwettbewerb steht unter dem Eindruck der Bombenanschläge von Boston. Trotzdem ist die Stimmung ungetrübt – bis auf einen kurzen Zwischenfall.

Abklatschen statt Panikmache: Polizist beim Marathon. Bild: dpa

Nur eine Woche nach dem Anschlag auf den Boston-Marathon gingen am Sonntag in Hamburg rund 21.000 LäuferInnen an den Start. Im Vorfeld hatte es Diskussionen über die Notwendigkeit zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen für die Laufveranstaltung in Hamburg gegeben, die Polizei hatte jedoch keinen Anlass zur Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen gesehen.

Der Marathon stand unter dem Motto „Run for Boston“, um den drei Toten und 180 Verletzten des Anschlags am vergangenen Wochenende zu gedenken. Als Zeichen der Anteilnahme trugen viele TeilnehmerInnen ein gelbes Armband mit dem Motto der Laufveranstaltung. Auch auf einigen T-Shirts und Plakaten wurde die Solidarität mit Boston zum Ausdruck gebracht. Vor dem Start an den Messehallen wurde den Opfern mit einer Schweigeminute und dem Lied „Sweet Caroline“ von Neil Diamond gedacht.

Die Stimmung beim 28. Hamburg-Marathon wurde durch die Ereignisse in Boston dennoch nicht getrübt. Den ganzen Tag feuerten rund 750.000 ZuschauerInnen bei strahlendem Sonnenschein die LäuferInnen an. „Der Hamburg-Marathon hat für uns seit zwölf Jahren Tradition. Auch der Anschlag in Boston konnte uns nicht davon abhalten, an die Strecke zu kommen“, sagen Inge und Günther Jessen bei Streckenkilometer 16 am Jungfernstieg.

Hier findet auch der erste Wechsel für die Staffelläufer statt. „Die Gewalt in Boston haben wir zwar im Hinterkopf, aber wir sind beeindruckt von der Stimmung an der Strecke“, sagt Lutz Kramer, Feuerwehrmann aus Königswinter in Nordrhein-Westfalen. Gemeinsam mit 32 Feuerwehrleuten aus ganz Deutschland läuft Kramer in Einsatzkleidung und mit Sauerstoffflasche auf dem Rücken die Staffel und sammelt Spenden für die Phönikks-Krebsstiftung.

„Eigentlich ist alles wie bei jedem Lauf“, sagt der Läufer Manfred Rinke. Der 56-Jährige ist seinen ersten Marathon 1976 gelaufen und ist in Hamburg zum zweiten Mal dabei.

Insgesamt sind am Sonntag 400 Polizeibeamte und zahlreiche freiwillige Helfer im Einsatz. An vielen Orten der Strecke trennt die ZuschauerInnen keine Absperrung von den LäuferInnen. Die ZuschauerInnen schlagen den TeilnehmerInnen auf die Schultern und treiben sie zum Durchhalten an.

Am Wendepunkt der Strecke in Ohlsdorf nutzen auch Polizeibeamte die Nähe zu den TeilnehmerInnen, um diese zur Motivation abzuklatschen. „Die Ereignisse von Boston haben keinen Einfluss auf Hamburg, die Stimmung ist super“, sagt ein Polizist an der Strecke. „Wir wurden angewiesen auf Verdächtiges zu achten. Mehr zu tun wäre Panikmache“, sagt ein Helfer vom Technischen Hilfswerk.

Weitestgehend unbemerkt bleibt ein Vorfall an der U-Bahnstation Schlump. Kurz nach dem Start wird dort ein verdächtiger Karton gefunden. Kurzzeitig sperrt die Polizei den Nahverkehr und die Station. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass der Karton leer ist, Fehlalarm.

Mit Rasseln, Tröten und Hupen treiben die ZuschauerInnen die TeilnehmerInnen auf den letzten Metern an. Als der Großteil der LäuferInnen um kurz nach 13 Uhr über die Zielgerade läuft, hat der Kenianer Eliud Kipchoge die 42,2 Kilometer schon lange hinter sich gelassen. Er hat in 2:05:30 Stunden einen neuen Streckenrekord aufgestellt.

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