Vor dem Finale in Wembley: Der Superlativ von Berlin

Weder der Triumph gegen Real, noch die Gala gegen Barca: Das bevorstehende Endspiel in Wembley hat nur eine passende Referenzgröße.

Der Präsident steht auf Gold – vielleicht kommt er deswegen nicht zum Finale nach Wembley. Bild: dpa

Es gibt für das Champions-League-Finale nur eine dem Wembley bevorstehenden Wettkampf passende Referenzgröße. Während die Vorberichterstattung hierzulande sich selbst immer wieder übertrumpft, lohnt sich ein Rückblick auf den 12. Mai 2012. Die aktuellen Finalisten aus Dortmund und München trafen, mit ähnlichem medialem Vorlauf im Endspiel des DFB-Pokals aufeinander.

Der BVB strebte das Double an, die Bayern leckten ihre Wunden, weil die Meisterschaft das zweite Mal in Folge im Ruhrgebiet gelandet war. Und: Einen Monat zuvor hatten nervöse Bayern im Westfalenstadion die Generalprobe vermasselt (0:1). Den Nadelstich setzte Robert Lewandowski mit calcaneischem Fußstreich. Arjen Robben verschoss in der 86. Minute einen Elfmeter.

Dennoch galt beim Aufeinanderandertreffen in Berlin der Tabellenzweite als leichter Favorit. Schließlich wollten die Bayern irgendwie die Trendwende gegen „diesen Kindergarten, der durch die Liga nagelt“ (Klopp nach der ersten Meisterschaft 2011) schaffen. Psychologisch wäre das gut gewesen, denn wiederum eine Woche später kam der FC Chelsea zum CL-Finale „dahoam“ nach München. Aber das ist eine andere Geschichte.

Aber zurück zum Pokal. Ein enges Spiel wurde erwartet – ein dem Wort gerecht werdenender Saisonhöhepunkt. Der wurde es dann wirklich, allerdings mit einer generösen Dortmunder Dramaturgie, die den Bayern lediglich eine tragische Nebenrolle zugestand. Mit 5:2 verloren die Münchner, Lewandowski steuerte einen Dreierpack bei.

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Reus statt Kagawa

Eine Vorlage und der erste Treffer kamen, einige werden sich erinnern, von Shinji Kagawa, der wenig später gen Manchester aufbrach und durch Marco Reus ersetzt wurde. Auch auf dem Transfermarkt lag der BVB 2012 vorn. Fast vergessen ist mittlerweile, dass das schönste Tor des Spiel ein Rotweißer erzielte: Riberys 2:4 war ein kleines technisches Kunstwerk.

Nun mag man zurecht einwenden, dass bereits ein aktuellerer K.O.-Spielnachweis der Kontrahenten vorliegt – im Viertelfinale des DFB-Pokals. Dieses Spiel gewannen die Bayern dank eines schönen Robben-Schlenzers minimalistisch. Doch im herbergerischen Sinne ist ein Viertelfinale eben kein Finale, sondern nur ein Viertel davon.

Somit gelten auch die hymnisch besungenen Halbfinalspiele in der Champions League letztlich nur als mittlerweile verpufftes Feuerwerk. Ob das internationale Finale seinem ein Jahr älteren, dem fußballerischen Spektakel anheim gefallenen nationalen Bruder gerecht werden kann, wird man sehen. Wünschenswert wäre es jedenfalls.

Sollten der BVB und der FC Bayern indes einen neuen Superlativ anstreben, wäre die lakonische Prophezeiung der britischen Presse ein sinnvoller Maßstab. Der Telegraph ist der Meinung, dass in der Partie das „Potential für das längste Elfmeterschießen der Geschichte“ steckt.

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