WIE SIND WIR DENN DRAUF?
: Asiens Antwort auf den Döner

Während der Obdachlose auf den Bahnsteig der U8 rückwärts frühstückt, serviert die Verkäuferin im Sushi-Imbiss den Klassiker. Die Lachs-Wasabi-Füllung soll es sein, „also das Onigiri für Einsteiger“, sagt sie, um hinterherzuschicken, dass erfahrene Asienurlauber in ihrer Wahl viel mutiger seien. „Die kennen den Snack schon und trauen sich gleich an Stangensellerie und Umeboshi, eine Art Salzpflaumen, als Füllung für ihren Sushi-Wrap.“

Onigiri ist die japanische Variante von Fast Food. In Japan und Korea sind die Reistaschen schon lange ein Hit, der an nahezu jeder Straßenecke angeboten wird. In Berlin aber muss man noch suchen – auch mal im Untergrund, wo es im U-Bahnhof Schönleinstraße eine kleine, unscheinbare Imbissbude gibt. Die Verkäuferin freut sich über „das rege Interesse der überwiegend jungen Kundschaft“, die beim Warten auf die Bahn einen Snack ordert.

Ein Onigiri besteht aus saftigem Reis und einer Füllung, die sich wahlweise aus gekochtem Fisch, Fleisch und Gemüse zusammensetzt. Stabilität verleiht ein knusprig geröstetes Meeresalgenblatt. „So verpackt bleibt das hier stundenlang frisch“, lächelt die Verkäuferin und reicht das Essen über den Tresen – verpackt in eine dreieckige Plastikverpackung. 100 Gramm Reis und 20 Gramm Füllung für 2,80 Euro. „Tu die ja nicht vorschnell aufreißen! Einsteiger mache ich immer auf die aufgedruckten Erklärbildchen aufmerksam“, mahnt die Verkäuferin noch schnell. Dann kümmert sie sich um den nächsten Kunden.

Wieder oben am Tageslicht gönnt sich die Begleitung einen Döner. Der ist dreimal so groß und fast einen Euro billiger. Dafür jubelt das Hipsterherz, denn Onigiri sind so was von bio. „Gesunde, hochwertige Alternative zu sonst üblichem Fast Food“, prangt auf der Verpackung.

Also los: Plastikstreifen einmal rundherum abziehen, eine Ecke rechts und eine links entfernen. Onigiri-Essen ist mehr als „einfach abbeißen“. Herausforderungen müssen nicht praktisch sein. Dann minutenlanges kauen, der Mund wird zur Wüste, der Reis hart und klumpig, weder Wasabi noch Lachs entfalten ihren Geschmack. Sojasoße gab es leider nicht „to go“. Der Döneresser nebenan schmatzt zufrieden. 1:0 fürs Fast Food alter Schule. ANNE JULIANE WIRTH