Lessing gegen Fanatismus

THEATERFESTIVAL Der religiösen Toleranz widmen sich die neu erfundenen „Lessingtage“ am Thalia Theater

Die Idee ist nicht so konservativ, wie sie zunächst klingt: „Lessingtage“ hat Joachim Lux, neuer Intendant des Thalia Theaters, für Ende Januar ins Leben gerufen: ein Stückefestival, komponiert aus Gastspielen und soziokulturellen Projekten, das mit der Verleihung des Lessing-Preises an den Publizisten Klaus Harprecht endet. Der wurde bislang stets im Rathaus verliehen. Nun kommt er ins Thalia – eine geschickte Geste fürs innerstädtische Renommee des Theaters.

Wichtiger ist Lux aber der inhaltliche Fokus der Lessingtage, die 40 internationale Inszenierungen präsentieren werden. Ein Fest der Toleranz sollen sie nämlich werden, auch wenn Lux es nicht explizit sagt. Mit einem Vortrag des kosmopolitischen Autors Ilja Trojanow beginnt der Reigen, verschiedene Inszenierungen von Lessings „Nathan der Weise“ folgen, dessen Ringparabel die Gleichberechtigung der Religionen propagiert. Dabei behauptet Lux nicht, „dass das Theater schon den Gipfel des Kosmopolitentums erklommen hätte“. Im Repertoire seien nach wie vor meist europäische Stücke. Und auch im Zuschauerraum säßen selten jene, für deren Integration man verbal so gern kämpfe.

Von ihnen – von Flüchtlingen, Häftlingen, an den Rand Gestellten handeln deshalb nicht nur die Gastspiele, sondern auch mehrere soziokulturelle Projekte: Aufführungen mit Flüchtlingen und Strafgefangenen werden präsentiert. Auch ein Abend, dessen Eintrittspreis das Publikum bestimmt, ist vorgesehen. Außerdem eine „Nacht der Weltreligionen“, in der aus der christlichen und hebräischen Bibel sowie aus dem Koran gelesen wird. Ringparabel live, sozusagen. PS

24. 1.–7. 2., Thalia Theater, Informationen unter: www.thalia-theater.de/extra/lessingtage-2010