Modemüll

WAS SAGT UNS DAS? H&M zerstört unverkäufliche Produkte, anstatt diese zu spenden

In der Nähe des New Yorker Flagship-Stores von H&M wurden mehrfach säckeweise ungebrauchte Winterkleidung gefunden. Die Filiale in Manhattan hatte die Klamotten nicht verkauft und darum eben weggeschmissen. Es kommt ja schließlich ständig wieder neue Ware rein, in immer kürzeren Abständen, heißt es auf Nachfrage.

Pikantes Detail: Die Kleidungsstücke wurden nicht einfach entsorgt, sondern vorher zerschnitten und so zerstört, dass sie unbrauchbar sind. An Handschuhen fehlen die Finger, aus Wintermänteln wurde das Futter herausgetrennt. Seit die Aktion von der New York Times öffentlich gemacht wurde, hagelt es Kritik von aufgebrachten H&M-Liebhabern. Auf der H&M-Fanpage bei Facebook äußern die Liebhaber ihre Enttäuschung und drohen mit Boykott. Anstatt die warme Winterkleidung zu spenden – der weltweite Wintereinbruch betrifft Obdachlose von Moskau bis New York –, stellt H&M auch noch Mitarbeiter ab, die mühsam Handschuh für Handschuh zerstückeln. Nur damit sie auch ja keiner mehr tragen kann?

Es gibt Alternativen

Wäre Spenden dabei nicht nur weniger aufwendig, sondern auch noch gut fürs Image? Die schwedische Modekette könnte solche Aktionen schließlich auch an die große Glocke hängen und damit ihre Social-Responsability-Quote aufbessern. Macht sie aber nicht. Der erste Erklärungsversuch eines Unternehmenssprechers brachte die Öffentlichkeit noch mehr in Wallung und führte zu einem weiteren Imageschaden. Die Kleidung hätte nicht gespendet werden können, weil sie bestimmten Qualitätsnormen nicht entsprochen habe, erklärte das Unternehmen.

Die heftigen Proteste werden dennoch brav zum Anlass genommen, die Spendenpraxis des Unternehmens zu überdenken, und der Manhattan-Mega-Store hat ebenfalls Besserung gelobt.

Mal wieder der Überfluss

Kleidung ist heutzutage materiell nichts mehr wert. Was nicht läuft, wird einfach weggeschmissen. In der westlichen Welt hat ja auch fast jeder viel mehr Klamotten im Schrank, als er eigentlich brauchte. Um praktische Aspekte geht es bei der eigenen Garderobe meist weniger als um ästhetische. Mode ist Ausdruck des eigenen sozialen Status.

Man stelle sich nun vor, der durchgestylte Boy trifft auf der Straße einen Obdachlosen, der das gleiche coole Shirt trägt wie er. Das geht natürlich nicht. Bei der mutwilligen Klamottenzerstörung in Manhattan ging es also doch ums Image – nur halt nicht ums soziale. LENA LANGBEIN