„Verhängnisvolle Rolle“

Podiumsdiskussion um die Hindenburg-Straße

■ 51, ist Historiker mit dem Schwerpunkt Hamburgische Geschichte. Außerdem ist er Privatdozent an der Uni Hamburg.

taz: Herr Bajohr, braucht man in Hamburg noch eine Hindenburgstraße?

Frank Bajohr: Aus historischer Sicht gibt es für beide Seiten Argumente. Wie sich eine Stadt zu erinnern hat, ist aber eine politische Debatte.

Was würde aus Historiker-Sicht dafür sprechen?

Straßennamen geben darüber Auskunft, was man früher für ehrenswürdig gehalten hat. Deshalb sollten sie auch nicht ausschließlich nach den Maßstäben der Gegenwart beurteilt und ständig geändert werden.

Dann müsste es doch aber auch eine Adolf-Hitler-Straße geben…

Es gibt Grenzen. Und zwar dann, wenn die namensgebende Person im Gegensatz zu den Grundwerten der heutigen Gesellschaft steht. Bei Hitler ist das offensichtlich, aber auch bei Hindenburg sind sich die Historiker unisono über dessen verhängnisvolle Rolle einig. Es verbinden sich mit ihm keine positiven Traditionen, die eine liberale Gesellschaft benötigt.

Kann man den Straßennamen als Warnzeichen sehen?

Ja durchaus. Es zeigt den Menschen, wohin ihre Bejubelung vermeintlich großer Männer geführt hat. Doch dann müsste man den Kontext irgendwie erläutern und ich wüsste nicht, wie das funktionieren soll. Ob man die Straße umbenennt oder nicht, bleibt aber eine Sache der persönlichen und politischen Einschätzung.  INTERVIEW: AMN

Podiumsdiskussion „Hindenburg- der richtige Ehrenbürger für Hamburg?“ mit Frank Bajohr vom Forschungszentrum für Zeitgeschichte, Katharina Fegebank (europapolitische Sprecherin der grünen Bürgerschaftsfraktion), Andreas Dressel (Vorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion) und Michael Werner-Boelz (Vorsitzender der grünen Bezirksfraktion Nord): 17 Uhr, Bürgersaal im Hamburger Rathaus