Harry-Potter-Video in New York: Die Suche nach Gleis 9 3/4

Ein Junge im Harry-Potter-Outfit fragt Menschen auf einem New Yorker Bahnhof, wie er nach Hogwarts kommt. Das entstandene Video ist großartig.

Harry Potter, gespielt von Sebastian Thomas am Bahnhof Pennsylvania Station in New York. Screenshot: Youtube / Improv Everywhere

BERLIN taz | Die Pennsylvania Station in New York: Ein elfjähriger Junge mit einer großen Brille und einer blitzförmigen Narbe auf der Stirn schiebt einen Gepäckwagen mit mehreren großen Koffern und einer Schneeeule in einem Käfig umher. Er fragt Passanten und Bahnmitarbeiter nach dem Weg zum Gleis 9 3/4. Von dort will er nach Hogwarts fahren.

Zwischen den Gleisen 9 und 10 schiebt der Zauberlehrling seinen Gepäckwagen gegen einen Pfeiler, in der Hoffnung, dass sich wie im Film das Tor zum unsichtbaren Gleis öffnet – ohne Erfolg. Die Passanten reagieren belustigt. Ein rothaariger Mann stellt sich dem Jungen als Potters bester Freund Ron Weasley vor. Andere unterstützen den Nachwuchszauberer nach Kräften. Helfen können sie ihm aber nicht. Als ein Bahnmitarbeiter dem Jungen eröffnet, dass Gleis 9 3/4 in London liege, reagiert der enttäuscht.

Diese Szenen wurden unter anderem von Kameras festgehalten, die in den Koffern auf dem Wagen versteckt waren. Das Video wurde auf Youtube veröffentlicht. Dahinter steckt die New Yorker Künstlergruppe Improv Everywhere. Das 2001 gegründete Kollektiv um Charlie Todd hat sich auf Videos von Streichen in der Öffentlichkeit spezialisiert.

Der Auftritt von Harry Potter ist Teil der Sketch-Reihe „Movies in RealLife“, bei der Schauspieler Filmcharaktere in der Öffentlichkeit nachspielen und den Kontakt zu Passanten suchen. Die meisten Künstler kommen vom Upright Citizens Brigade Theatre. Sebastian Thomas, der Harry Potter an der Pennsylvania Station spielte, ist seit zwei Jahren Teil der Gruppe uns spielte schon 2011 im Video Mall Santa Musical mit.

Videos ohne Dramaturgie

Die Gruppe hat auch Videos wie den „No Pants Subway Ride“ produziert, bei dem die Schauspieler ohne Hosen mit der U-Bahn fuhren – die Aktion brachte einigen Darstellern Anzeigen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses ein.

Ansonsten vermeidet Improv Everywhere aber Konflikte mit dem Gesetz. Laut eigener Aussage geht es ihnen darum, zu zeigen, „dass Streiche auch möglich sind, ohne jemanden zu demütigen“, schreiben die Macher auf der Homepage der Gruppe.

Eine Dramaturgie haben diese Aktionen nicht. „Wir haben vorher keine Ahnung, wie die Leute auf uns reagieren. Hier kommt die Improvisation ins Spiel“, erklärt Charlie Todd die Namensgebung des Projekts. In den USA sorgte die Truppe für Furore. Todd trat bereits in der Show „Good Morning America“ auf.

Kopieren ist erlaubt, Werbung nicht

Auch bei dem Harry Potter-Streich überließen die Künstler alles dem Zufall. Dem Making-Of zum Video zufolge griff Todd nur einmal ein. Einer der Bahnmitarbeiter, die Thomas nach dem Weg fragte, wunderte sich, dass der Elfjährige alleine unterwegs war und wollte die Sicherheitskräfte rufen. Todd gab sich zu erkennen, der Bahnmitarbeiter nahm es mit Humor.

Das Projekt wird durch Werbeaktionen finanziert, an denen sich die Künstler unabhängig von Improv Everywhere beteiligen. Außerdem ist die Gruppe Teil des Youtube-Partner-Programms und verdient Geld mit Werbeanzeigen in den Videos. Die Inhalte der Sketche selbst wollen Todd und seine Kollegen aber von Werbung freihalten.

Ansonsten ist Improv Everywhere für fast alles offen. Jeder darf sich beteiligen oder Vorschläge für neue Aktionen machen. Wer die Streiche nachmachen und filmen will, darf das – allerdings bittet Todd darum, die Ideengeber zu nennen. Der „No Pants Subway Ride“ wurde bereits in Berlin kopiert. Es ist also gut möglich, dass Harry Potter demnächst am Bahnhof King's Cross in London nach Gleis 9 3/4 sucht. Vielleicht har er da mehr Glück.

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