LKA Sachsen entwickelt Software: Keine Nazi-App auf Streife

Der „Guardian“ schreibt über eine Nazi-App und das LKA Sachsen wundert sich. Illegale Musik soll nun in Sekundenschnelle erfassbar sein.

Hat bald auch die Hamburger Polizei einen Nazi-Erkenner?: Die Innenministerkonferenz berät. Bild: dpa

BERLIN taz | Die deutsche Innenministerkonferenz berate derzeit über eine „Nazi-App“, dies berichtete in dieser Woche ausgerechnet die britische Tageszeitung The Guardian. Die Entwicklung für Smartphones sei speziell zur Erfassung von rechtsradikalem Musikgut vorangetrieben worden, heißt es dort.

Das Landeskriminalamt Sachsen, die Entwicklerin der neuen Software, stellt nun klar, dass es sich dabei um einen „Digitalen-Audio-Fingerprint“ handelt, eine Software, die beschlagnahmte Dateien mit indexiertem Material abgleicht.

Die Neuentwicklung sei zudem nicht nur zur Erfassung rechtsradikaler Musikstücke gedacht, sondern erkenne alle strafrechtlich relevanten Songs. PolizistInnen laden sich also doch keine „Nazi-App“ auf ihr Handy, sondern durchsuchen verdächtige Datenträger mit Hilfe einer Software auf ihren Computern nach verbotenen Inhalten. Zur Entwicklung kam es, weil die Polizei sich bisher sichergestellte Musik anhören und mühsam mit einem Stapel illegaler Songtexte vergleichen musste.

Von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien werden derzeit rund tausend Stücke als illegaler „Rechtsrock“ kategorisiert, darunter Nazi-Marschmusik. Verbreitet werden nun Schlagertexte zur Volkshetze umgedichtet. Um Textzeilen wie „Was ist los mit dir Kanak? Da-da-da, Ich will dich nicht, ich hasse dich“ als Volksverhetzung zu erkennen, bedarf es allerdings auch keiner technischen Hilfsmittel.

Da der Index bekannt ist, werden illegale Songs auf einschlägigen Veranstaltungen nur noch selten gespielt, geben KennerInnen der Szene zu bedenken. Hier könne also auch keine Software mehr helfen. Die „Nazi-App“ indes bleibt eine Erfindung aus London.

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