Power to the People!

Die AG Energie von Attac Berlin möchte zu einer allgemeinen Energiewende in Deutschland beitragen

Wer die Homepage der Arbeitsgruppe Energie aufruft, wird mit einem Zitat begrüßt: „Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht Euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“ Nun, die Aktiven von der Energie AG scheinen eigentlich sehr vernünftig zu sein, aber wenn es darum geht, die Menschen aufzuklären und für eine andere Energiepolitik zu mobilisieren, dann darf auch der Spaß nicht fehlen.

„Am meisten Erfolg haben wir mit unseren Maskottchen“, weiß Thomas daher zu berichten. Der 33-Jährige ist einer von 10 Aktiven in der AG Energie. Eines der Maskottchen ist das Krümmelmonster aus der Sesamstraße, es hat drei Augen und tatsächlich zwei m im Namen. Damit wird auf das „störfallanfällige“ Atomkraftwerk in Krümmel hingewiesen. Die anderen Maskottchen sind Pinguine, die sich auf einer Eisscholle drängen. Die Pinguine sind Teil eines Kegelspiels, mit dem die Gruppe spielerisch Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Über den Pinguinen droht eine Kugel, in Form eines riesigen CO2-Moleküls. Wer alle Pinguine umschmeißt, ist Held des Klimawandels und bekommt eine Probepackung Sonnencreme, Kaktussamen und einen Eisbonbon. „Um gut für die Klimaerwärmung gerüstet zu sein“, erklärt Thomas. Als Trostpreis winkt ein CO2-Zertifikat, welches aus einem Stück Klopapier besteht.

Die Gruppe setzt sich seit 2007 kritisch mit energie- und klimapolitischen Themen auseinander und versucht diese in die Öffentlichkeit zu tragen. „Die Idee, in Berlin eine eigene AG Energie zu gründen, entstand im Zuge der bundesweiten Stromkonzernkampagne von Attac“, erzählt Urs, der von Anfang an dabei war. Die Kampagne, die sich vor allem gegen die Marktmacht der großen vier Stromversorger in Deutschland richtet, ist einer der Schwerpunkte der Gruppe. Ein weiteres Themenfeld ist mit dem Ruf nach Klimagerechtigkeit dazugekommen.

Auch beim Thema Klima wird Wert darauf gelegt, den für Attac spezifischen Aspekt der Globalisierung nicht aus den Augen zu verlieren. „Der Zusammenhang zu Attac-Themen ist z. B. im Emissionshandel gegeben“, erklärt Jens-Martin der Erfinder des Krümmelmonsters. „Hier werden neue Anlagemöglichkeiten für die Finanzwirtschaft geschaffen, und das ist Kernthema von Attac.“

Zuletzt war die AG Energie beim Klimagipfel in Kopenhagen aktiv. Vom Ergebnis des Gipfels ist Urs positiv überrascht: „Es ist gut, dass der Gipfel so deutlich gescheitert ist“, erklärt er. „Nun ist es nicht mehr möglich, den Menschen etwas Positives vorzugaukeln.“ System change, not Climate Change, hat die Gruppe in Kopenhagen gefordert. Aber als antikapitalistisch oder linksradikal möchten sie sich nicht einordnen lassen. „Die Frage ist, ob der notwendige radikale Wandel durch Revolution oder Transformation zustande kommt“, meint Jens-Martin. „Wir haben eine ganz unterschiedliche Sozialisation, Leute aus dem bürgerlichen Spektrum, ehemalige Grüne, traditionelle Linke“, zählt Thomas auf und erklärt: „Das ist ja auch die Stärke von Attac, Menschen aus unterschiedlichen Spektren zusammenzubringen.“

Und so gibt es zwischen Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit auch phasenweise Theoriebildung mit gerne auch mal langen spannenden Diskussionen. Die konkreten Themen und Aktionen für dieses Jahr sind noch in der Planung. Auf jeden Fall soll es im Juni zur Klimakonferenz der Umweltminister nach Bonn gehen. Für die Anti-Atom-Bewegung wollen sie auch mitmobilisieren und im Gespräch ist, einen energiepolitischen Stadtrundgang anzubieten. „Das Schöne bei Attac ist, dass man einfach vorbeikommen und mitmachen kann“, lädt Jens-Martin alle Interessierten ein.

Das nächste Treffen der AG Energie findet morgen, am 13. 1. statt und grundsätzlich immer jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat. Los geht’s um 19 Uhr im FDCL-Sitzungsraum im Mehringhof (Gneisenaustr. 2a, 2. Hof, 5. OG).

JAL

■ Im Netz: Unter Arbeitsgruppen auf: www.attacberlin.dewww.bewegung.taz.de