Sotschi 2014 – der dritte Abend: Der Schnösel-Sieger

Viele Schießfehler prägen das Biathlon-Rennen. Franzose Martin Fourcade grinst breit. Auch Charles Hamelin gewinnt wenig überraschend.

Ganz schön selbstgefällig, der Gute. Bild: dpa

Der Wettkampf des Abends: Biathlon 12,5 km Verfolgung der Männer. Kaum Wind im olympischen Langlauf- und Biathlon-Stadion „Laura“, die Bedingungen sind also optimal. Alles schaut auf den Norweger Ole Einar Björndalen. Der 40-jährige Super-Oldie hatte am Samstag beim 10 km Sprint-Wettbewerb bereits seinen siebten Olympiasieg errungen – die zwölfte olympische Medaille seiner Karriere. Er geht deshalb bei der Verfolgung als Erster ins Rennen.

Die Nerven liegen anscheinend blank. Viele Schießfehler prägen das Rennen. Bjoerndalen leistet sich gleich drei Strafrunden und wird am Ende Vierter. Gold holt ein anderer Favorit: der Franzose Martin Fourcade. Er startet 12 Sekunden hinter dem Norweger, liefert aber eine gewohnt starke Laufleistung ab und macht nur nur einen Fehler am Schießstand.

Fourcade feiert schon nach dem letzten Schießen, dreht sich zu seinem Trainer um und ballt die Faust. Ganz schön selbstgefällig, der Gute. Er liegt vor der finalen Runde uneinholbar vorn und läuft nach 33,48 Minuten mit einem breiten Grinsen über die Ziellinie. Silber geht an den Tschechen Ondrej Moravec, Bronze holt Jean-Guillaume Beatrix aus Frankreich.

Simon Schempp ist bester deutscher Teilnehmer. Er startet mit fast uneinholbaren 39,1 Sekunden Rückstand, arbeitet sich aber mit einer starken Leistung bei den ersten drei Schießen bis auf Rang 5 vor. Der ARD-Kommentator quasselt da schon von einer Medaille. Schempp patzt dann aber ausgerechnet beim letzten Schießen und wird am Ende Sechster.

Die AthletIn des Abends: Charles Hamelin, der wenig überraschend die erste Goldmedaille beim Shorttrack der Männer gewinnt. Der Doppel-Olympiasieger von Vancouver 2010 lässt die Konkurrenz beim Finale über 1.500 Meter erneut hinter sich. Er gewinnt mit einer Zeit von 2:14,985 Minuten vor dem Chinesen Han Tianyu (2:15,055) und dem Russen Wiktor Ahn (2:15,062). Filmreif ist dann vor allem Hamelins Sprung in die Arme seiner Lebensgefährtin, die den frisch gebackenen Dreifach-Olympiasieger hinter der Zielgeraden in Empfang nimmt.

Das Drama des Abends: Kleinere Dramen spielen sich eher abseits der Medaillenentscheidungen ab. Bei der Ski-Freestyle-Qualifikation auf der Buckelpiste crashen die Fahrer gleich reihenweise. Der 21-jährige Finne Ville Miettunen stürzt auf der Buckelpiste gefährlich auf den Rücken und bleibt minutenlang regungslos auf der Strecke liegen.

Die taz-Sportredaktion steht geschlossen vor dem Fernseher, hält den Atem an und drückt dem Finnen die Daumen. Der geistige Beistand hilft. Miettunen kann schließlich eigenständig aufstehen und die Piste verlassen. Sein schmerzverzerrtes Gesicht sagt jedoch alles: Für ihn sind die Spiele vorbei.

Außerdem gibt das Nesthäkchen des deutschen Olympiateams Grund zur Sorge. Skispringerin Gianina Ernst, die mit 15 Jahren jüngste Athletin in Sotschi, hat Fieber. Das Abschlusstraining musste sie absagen. Wir wünschen gute Besserung und verordnen strenge Bettruhe. Immerhin besteht akute Ansteckgefahr.

Weitere Entscheidungen (Medaillen):

Ski-Freestyle, Buckelpiste, Männer:

Gold – Alex Bilodeau (Kanada), Silber – Mikael Kingsbury (Kanada), Bronze – Alexander Smyschljajew (Russland)

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Eisschnelllauf, Männer, 500 Meter: Der Chemnitzer Nico Ihle kann sich über Platz 8 freuen. Die Medaillen gehen allerdings wie schon beim 5.000-Meter-Finale am Samstag geschlossen an die Niederlande: Gold – Michel Mulder, Silber – Jan Smeekens, Bronze – Ronald Mulder.

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Ski alpin, Kombination, Frauen: Gold – Maria Höfl-Riesch (Deutschland), Silber – Nicole Hosp (Österreich), Bronze – Julia Mancuso (USA)

Weitere Wettkämpfe:

Curling, Männer – Vorrunde:

Russland – Großbritannien (4:7)

Schweiz – Schweden (5:7)

Dänemark – China (4:7)

Deutschland – Kanada (8:11)

USA – Norwegen (4:7)

Dänemark – Russland (11:10)

Kanada – Schweiz (4:5)

Schweden – Großbritannien (8:4)

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Curling, Frauen – Vorrunde:

China – Kanada (2:9)

Schweiz – USA (7:4)

Schweden – Großbritannien (6:4)

Russland – Dänemark (7:4)

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Eishockey, Frauen – Gruppe A:

USA – Schweiz 9:0 (5:0,1:0,3:0)

Finnland – Kanada 0:3 (0:0,0:0,0:3)

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Rodeln, Einsitzer, Frauen – 1./2. Lauf:

Stand nach 2 Läufen: 1. Natalie Geisenberger (Deutschland); 2. Tatjana Hüfner (Deutschland); 3. Erin Hamlin (USA); 4. Natalia Chorewa (Russland); 5. Alex Gough (Kanada); 6. Kimberley McRae (Kanada); 7. Tatiana Iwanowa (Russland); 8. Anke Wischnewski (Oberwiesenthal); 9. Martina Kocher (Schweiz); 10. Kate Hansen (USA)

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Shorttrack, 500 m, Frauen – Vorläufe:

1. Lauf: 1. Liu Qiuhong (China)

2. Lauf: 1. Elise Christie (Großbritannien)

3. Lauf: 1. Jorien ter Mors (Niederlande)

4. Lauf: 1. Park Seung-Hi (Südkorea)

5. Lauf: 1. Marianne St-Gelais (Kanada)

6. Lauf: 1. Arianna Fontana (Italien)

7. Lauf: 1. Fan Kexin (China)

8. Lauf: 1. Valerie Maltais (Kanada)

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Shorttrack, 3000 m, Staffel, Frauen – Vorläufe:

1. Lauf: 1. Südkorea; 2. Kanada

2. Lauf: 1. China; 2. Italien

Proteste an der Strecke: Diesmal AUF der Strecke. Der französische Biathlet Martin Fourcade jubelt schon nach seinem letzten Schießen, obwohl er noch lange nicht im Ziel ist. Sein Protest gegen die olympischen Sitten.

Der alternative Medaillenspiegel nach 18 von 98 Entscheidungen:

Kanada: Gold (3), Silber (3), Bronze (1)

Der Rest der Welt: Gold (15), Silber (15), Bronze (17)

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