Frankfurt in der Europa League: Richtig, richtig Bock

Die Europa League weckt bei Eintracht Frankfurt Erinnerungen an alte Erfolge. Gegen den FC Porto geht es um den Einzug ins Achtelfinale.

Die Frankfurter Mannschaft nach dem Unentschieden im Hinspiel in Porto Bild: dpa

FRANKFURT taz | Der Jubel war grenzenlos, als Eintracht Frankfurt im Mai 1980 den Uefa-Pokal gewann. Der Sieg im Finale gegen Borussia Mönchengladbach zählt neben der Meisterschaft von 1959 als größter Erfolg der Vereinsgeschichte und brachte der Eintracht weit über Frankfurts Grenzen hinaus sportliche Anerkennung.

Der Uefa-Pokal galt damals als wichtiger europäischer Wettbewerb, in dem bis auf die jeweiligen Landesmeister die großen Mannschaften des Kontinents gegeneinander antraten.Diese Zeiten haben sich geändert. Schon in den 1990er Jahren wurde der Uefa-Pokal von Franz Beckenbauer als „Verlierer-Cup“ verspottet, auch die Umbenennung in Europa League 2009 konnte den Ruf nicht verbessern:

Zu viele Spiele gegen unbekannte Gegner, kaum Ruhm und viel Aufwand. Die große Aufmerksamkeit gibt es nur noch in der Champions League, das große Geld sowieso, ambitionierte Vereine sehen dort ihren angestammten Platz.

Diejenigen wiederum, die es als sogenannte Überraschungsmannschaften in die Europa League geschafft haben, kommen mit der Doppelbelastung oft nicht zurecht und tun sich im Ligaalltag schwer. So erging es in dieser Saison auch dem SC Freiburg und der Frankfurter Eintracht.

Sieben Siege aus neun Spielen

Während die Breisgauer allerdings sang- und klanglos nach der Gruppenphase ausgeschieden sind, konnte Frankfurt in der Europa League bisher in Gänze überzeugen. Sieben Siege hat die Mannschaft von Trainer Armin Veh in neun Spielen errungen, am Donnerstag geht es im Heimspiel gegen den FC Porto um den Einzug in das Achtelfinale (19 Uhr, Kabel eins).

Hier wird nun ausgerechnet Mittelfeldspieler Sebastian Rode fehlen. Für den 23-jährigen Leistungsträger, der im Sommer zu Bayern München wechselt, bedeutet ein Knorpelschaden das Saisonende. Dennoch stehen die Chancen gar nicht schlecht: Vor einer Woche erkämpfte – und erspielte – Frankfurt sich ein 2:2 in Porto. Sogar ein torloses Remis würde nun zum Weiterkommen reichen.

Dabei hätten wohl nur die wenigsten auf die Eintracht gewettet, schließlich gewann der FC Porto die Europa League 2011 und wähnt sich allgemein auf Champions-League-Niveau. Aus ebendieser „Königsklasse“ sind die Portugiesen nach der Gruppenphase ausgeschieden und entsprechend gering erscheint die Wertschätzung der Europa League bei den Fans. Zum Heimspiel gegen die Eintracht verirrten sich nur 25.000 Zuschauer in das Estádio do Dragão – davon rund 6.000 Frankfurter.

Rekordzahl der mitgereisten Fans

Denn in Frankfurt fiebern die Fans jedem Europapokalabend entgegen. Beim Spiel in Bordeaux wurde die Mannschaft um Kapitän Pirmin Schwegler von 12.000 mitgereisten Anhängern unterstützt, noch nie gab es mehr Auswärtsfans bei einem Gruppenspiel der Europa League.

Für die Eintracht, deren Qualität zwar nicht für höhere Aufgaben reicht, die aber von internationalen Auftritten träumt, scheint die Europa League wie gemacht. Im Gegensatz zu vielen deutschen Teams der vergangenen Jahre haben die Frankfurter „richtig Bock“ auf Europa, wie Verteidiger Bastian Oczipka kürzlich die Stimmung beschrieb.

Sollte Frankfurt dem Wettbewerb also noch einige Zeit erhalten bleiben, dann könnten das sowohl der Europa League als auch der Eintracht selbst ein Stück des alten Ruhms wiedergeben. Auf die Hessen würde im Achtelfinale der Sieger des Duells von Swansea City gegen den SSC Neapel warten. Auch Teams wie Juventus Turin, Tottenham Hotspur oder FC Valencia sind noch im Rennen. Ein Verlierer-Cup fühlt sich anders an.

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