IM BILLARDSALON
: Ja, aber

Ohne Geld fühlte ich mich jugendlich, fast studentisch

Nachdem ich bestimmte Wendungen, die die Freunde manchmal gebrauchten, als blöd gedisst hatte, hatte C. begonnen, mich auch auf meine sprachlichen Eigenheiten und Redundanzen hinzuweisen. Er sagte, die Musik würde ihm nicht gefallen, ich entgegnete was mit „ja, aber“, und er sagte, „du beginnst jeden Satz mit ‚ja aber‘“, und dass ich mal darauf achten solle, woraufhin ich mich entschuldigen wollte mit einem Satz, der mit „ja aber“ begann.

Weil er gerade eine Billardpartie gegen mich verloren hatte und sich ärgerte, weil er eigentlich besser ist als ich, war er dann hinaus in den Flur zum Rauchen gelaufen. Kurz danach war auch ich in der Raucherecke eingetroffen; er schnauzte mich an: „Bau die Kugeln auf!“ Ich sagte: „Hey, du hast verloren, ich muss nicht aufbauen“, und dann unterhielten wir uns.

B. erzählte, sein psychisch kranker Bruder würde zu Besuch kommen und dass das immer sehr anstrengend sei; ich sprach von meiner Mutter im Pflegeheim, rutschte in den Hätte-Modus. B. sagte, das darfst du nicht, der Konjunktiv ist die Sprache der Verrückten.

Weil ich pleite war, hatte ich ein Buch von mir mitgenommen. B. hatte einmal gesagt, er würde es gerne lesen, es sei ihm nur peinlich, es in der Buchhandlung zu bestellen. So verkaufte ich ihm das Buch und war ganz stolz auf meinen Einfallsreichtum. Er gab mir zehn Euro. Als ich ihm zwei zurückgeben wollte, sagte er: „Lass mal stecken.“

Ohne Geld fühlte ich mich jugendlich, fast studentisch. Während der Freund am Ball war, zog ich ein paar Mal an seiner Zigarette, die im Aschenbecher vor sich hin glühte. In dieser Nacht spielten wir bis halb fünf am Morgen. Betrunken fühlte ich mich aufgehoben bei meinen Freunden. Nachdem sie für mich bezahlt hatten, torkelten wir noch die Reichenberger entlang, dann trennten sich unsere Wege.

DETLEF KUHLBRODT