Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Ich kann den Gedanken hinter diesem Kommentar verstehen, denn Menschen die "trotz" Behinderung auf Augenhöhe mit anderen stehen sind ein wichtiges und ehrbares Ziel.
Ich stimme Ihnen dennoch nicht zu, denn die Integration und gute Beispiele sind nicht das ureigene Ziel des Sports. Wenn Her Rehm tatsächlich durch seine Prothese einen Vorteil und keine Gleichwertigkeit genießt, dann würde dies einen der Grundgedanken des Sportes - Die Fairness - ad absurdum führen. Herr Rehms Siege wären wertlos weil er sie sich nicht auf Augenhöhe erkämpft hätte.
Das ist ja eine Menge schwer begründbarer Finderei, Herr Specht.
Es geht hier nicht um Stuhlkreise, Spielplätze oder einen gemeinsamen Kneipenbesuch, sondern um Leistungssport, der definitionsgemäß einer leistungszentrierten Ethik unterworfen ist und für den der faire Wettkampf oberste Priorität hat. Auch die nichtbehinderten Sportler arbeiten nämlich hart dafür und nehmen große Opfer auf sich, um das Bestmögliche aus ihrem Körper herauszuholen und - nach Möglichkeit - zu gewinnen, wo sie antreten. Und deshalb hat jeder Sportverband auch ihnen gegenüber die Verantwortung, sie nicht gegen eine Konkurrenz antreten zu lassen, die aufgrund technischer Hilfsmittel von vornherein einen Vorteil hat.
Es gab mal eine Zeit, da waren Behindertenwettbewerbe nur deshalb nötig, weil die behinderten Sportler in einem Wettkampf mit gesunden Athleten schlicht chancenlos gewesen wären. Nichtbehinderten Zutritt zu gewähren, stand nie zur Debatte, denn das hätte die Schutzfunktion des Wettbewerbs ad absurdum geführt. Für die meisten Sportarten gilt das auch immer noch.
In einigen Sportarten befinden wir uns heute aber an der Grenze, wo die technischen Möglichkeiten zur "Kompensation" von Behinderungen die Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers allmählich einholen, bzw. teilweise eventuell schon überholt haben. Spätestens wenn Letzteres eintritt, verkehrt sich die Schutzfunktion. Dann müssen die ausschließlich auf ihre biologischen Möglichkeiten Angewiesenen vor der übermächtigen Konkurrenz der Prothesenträger geschützt werden. Ist das so schwer zu verkraften?
Die erste Sitzung in Thüringen endet im Chaos. Weil der AfD-Alterspräsident die Verfassung gebrochen habe, ruft die CDU nun das Verfassungsgericht an.
Kommentar Markus Rehm: Vielleicht haben die Angst
Wegen seiner Prothese darf Weitspringer Markus Rehm nicht an der EM teilnehmen. Da wird eine Tür zugeschlagen, meint unser Autor.
Besser, jeder bleibt unter sich? Sportler mit Beinprothesen beim 100-Meter-Lauf der Männer bei den Paralympics 2012 Bild: ap
Ich finde es nicht gut, dass der Weitspringer Markus Rehm nicht an der Europameisterschaft teilnehmen darf. Das muss er doch selber entscheiden, ob er das kann und ob er das will.
Mit Prothesen kenne ich mich nicht so aus. Aber wenn er damit weiter springen kann, verstehe ich nicht, warum er bei der deutschen Meisterschaft mitmachen darf, aber nicht bei der Europameisterschaft. Erst heißt es: Ja, wir wollen, dass Behinderte mitmachen. Dann heißt es plötzlich: Nein, wir wollen das doch nicht. Da wurde erst eine Tür aufgemacht, und jetzt wird sie wieder zugeschlagen. Vielleicht haben die davor auch Angst.
Es gibt ja viele Berührungsängste, nicht nur im Sport, das gibt es auch anderswo, zum Beispiel bei der Inklusion in Schulen, da gibt es auch Berührungsängste. Zusammen Sport zu machen würde diese Berührungsängste abbauen.
Es gibt ja den Behindertensport und die Paralympics. Aber ich finde es besser, wenn Behinderte und Nichtbehinderte zusammenleben. Und zusammen Sport zu machen ist ein Schritt dazu, zusammenzuleben.
Ich hätte mich sehr gefreut, wenn Markus Rehm als behinderter Sportler bei der EM mitgemacht hätte. Und vielleicht wäre er sogar Europameister geworden. Das wäre doch toll.
Markus Rehm muss das jetzt natürlich selber wissen, wie er damit umgeht. Aber ich fände es gut, wenn er dagegen klagen würde. Ich würde ihn dabei auch unterstützen. Protokoll: Deniz Yücel
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Leben mit Behinderung
Kommentar von
Christian Specht
Themen