„Die Krise verschärft sich“

Volkswirt erklärt die Arbeitslosigkeit in Hamburg

■ 66, war Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Uni Hamburg. Jetzt ist er in der Erwachsenenbildung tätig und gibt Wirtschaftskurse.

taz: Herr Volkmann, inwiefern leidet Hamburg unter der Wirtschaftskrise?

Rainer Volkmann: Hamburg steckt in der Rezession, aber der Arbeitsmarkt ist etwas besser dran als im Bundesdurchschnitt, da Hamburg eine Dienstleistungsmetropole ist. Allerdings leidet der Hafen unter der Wirtschaftskrise. Die Frachtraten sind eingebrochen und die HSH Nordbank als größter Schiffsfinanzierer meldet Verluste

Welche Folgen hat das für den Arbeitsmarkt?

Die große Entlassungswelle ist am Hafen ausgeblieben. Aber es gibt in Hamburg momentan über 100.000 Arbeitslose als Folge der Krise und dem wird politisch nicht mehr gegengesteuert.

Welche Probleme sehen Sie dabei?

Der Bund hat seit einigen Jahren die Finanzierung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gekürzt. Und Hamburg schließt sich dem an. Hier gehen deswegen gemeinnützige Träger pleite, die Arbeitslosen eigentlich helfen sollten. Das Problem ist dabei die steigende Anzahl der Langzeitarbeitslosen, für die nun kaum etwas gemacht wird, da man denkt, man könne ihnen sowieso nicht mehr helfen. Vor dem Hintergrund der Schuldenbremse hat sich Hamburg leider dazu entschlossen, die Ausgaben in den nächsten acht Jahren einzuschränken. Dadurch verschärft sich die Krise in Hamburg.

Wie könnte denn eine Lösung aussehen?

Es gibt zwei Möglichkeiten: Ein Ansatz wäre die Qualifizierung von Arbeitslosen durch Umschulungen und die andere Variante, die ich auch für wirksamer halte, wäre ein offensives Konjunkturprogramm.  INTERVIEW: AMN

Seminar „Arbeitslosigkeit: Ursachen, Lösungen und die Kontroversen“: 19 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 32–34