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Blöde Schlagzeile: "Wowereit ganz schnell vergessen". Nö, bitte nicht!
Klaus Wowereit kann ich mir gut als Kultursenator vorstellen und entspricht seinen zukünftigen Amibitionen, hat er mal offenherzig als Berliner gesagt und zugegeben.
Sozialdemokraten sollen das Hirn mal ausschalten? Seit wann ist es empfehlenswert, mal sein Hirn auszuschalten? Im Gegenteil:
"Lieber Gott, wirf endlich mal mehr Hirn vom Himmel auf die Menschen!"
Das täte hier in Berlin auch Sozialdemokraten, Grünen und Piraten ganz gut. Und den "Linken" generell und soundso.
"Innerhalb von höchstens acht Wochen darf jetzt die 17.000 Menschen starke SPD-Basis den so lange schwelenden parteiinternen Wettstreit endgültig entscheiden."
Pro-Form ja, realistisch Nein. Mitgliederentscheide laufen außerhalb der realen Machtstrukturen. Müller wurde als Vorsitzender abgewält, Stöß ersetzte ihn. Alleine dieser Sachverhalt ist ein Problem. Saleh müsste seine Ämter auch anbieten, wenn er verlöre, sonst droht ein dauerhaft Grabenkrieg. Für mich steht nur ein fest: Die SPD geht voll aufs Risiko und kann - eigentlich - gar nicht gewinnen.
Die Qual der Wahl: als Berliner Spezialdemokrat muß man schon einen ausgeprägten Hang zum Masochismus haben!
Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine will die Regierung die Bundeswehr verstärken. Aber sind junge Deutsche überhaupt bereit zu kämpfen?
Kommentar zum SPD-Entscheid: Wowereit ganz schnell vergessen
Der SPD-Mitgliederentscheid beginnt, ein Favorit fehlt. Die Genossen dürfen jetzt nicht den Fehler machen, die drei Kandidaten an ihrem Vorgänger zu messen.
Nun wird alles ganz fix gehen. Eigentlich war seit der Abgeordnetenhauswahl 2011 gerätselt worden, wer Klaus Wowereit im Amt des Regierenden Bürgermeisters beerben wird. Allerdings ohne Ergebnis: Kein Kandidat schien makellos. Innerhalb von höchstens acht Wochen darf jetzt die 17.000 Menschen starke SPD-Basis den so lange schwelenden parteiinternen Wettstreit endgültig entscheiden.
Eine spannende wie schwierige Aufgabe. Unter den drei Bewerbern Raed Saleh, Jan Stöß und Michael Müller gibt es keinen ausgemachten Favoriten. Keiner sticht besonders hervor; außerdem ist völlig unberechenbar, wie die SPD-Mitglieder abstimmen werden, da ein Großteil von ihnen in der Partei nicht aktiv ist.
Zudem müssen die Genossen in gewisser Hinsicht ihr Hirn ausschalten – was tatsächlich schwerer ist, als mancher meint. Denn sie dürfen den potenziellen Nachfolger nicht an Wowereits Profil und Bilanz messen. Jener war schlicht zur richtigen Zeit in der richtigen Position und prägte das Amt mit seinem ganz eigenen Stil. Noch dazu hat er einen für die Nachfolgekandidaten unaufholbaren Amtsbonus: Klar ist keiner von ihnen so bekannt und deswegen einschätzbar wie der „Und das ist auch gut so“-Mann.
Die SPD-Mitglieder müssen Klaus Wowereit also ganz schnell vergessen. Das hilft sicher dabei, den Blick nach vorne zu richten und zu fragen, welche Herausforderungen in der Zukunft auf die Stadt zukommen. Falls das nicht reicht für eine Entscheidung, sei angemerkt: Der nächste Regierende muss nicht unbedingt wieder 13 Jahre an der Macht bleiben.
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Kommentar von
Bert Schulz
Ex-Leiter taz.Berlin
Jahrgang 1974, war bis Juni 2023 Leiter der Berlin-Redaktion der taz. Zuvor war er viele Jahre Chef vom Dienst in dieser Redaktion. Er lebt seit 1998 in Berlin und hat Politikwissenschaft an der Freien Universität studiert.
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