Nur noch 41 Prozent für CSU

UNION Parteichef Horst Seehofer ignoriert aktuelle Umfragewerte bei der Klausurtagung in Wildbad Kreuth und präsentiert seine Partei als eine Siegertruppe ohne Probleme

„Wir stehen an der Nummer eins in Deutschland“

CSU-CHEF HORST SEEHOFER

AUS WILDBAD KREUTH BERNHARD HÜBNER

Kamerateams stapfen durch den leuchtenden Schnee und drehen idyllische Landschaftsaufnahmen. Abgeordnete berichten breit grinsend, wie gut doch die Stimmung sei. „Ich habe schon lange in meiner Partei keinen so vergnüglichen Abend erlebt“, erzählt CSU-Chef Horst Seehofer den Journalisten.

Er nennt die Klausurtagung der Landtagsfraktion in Wildbad Kreuth einen „Wohlfühltermin“. Dort versucht sich die CSU in diesen Tagen mit aller Gewalt als erfolgreiche Kuschelpartei zu präsentieren. So, als seien all die Probleme, die Bayerns Union seit Wochen plagen, mit einem Knall verschwunden. So, als gäbe es kein Landesbankdesaster, keine parteiinternen Putschversuche. Und auch keine miserablen Umfrageergebnisse. Denn die Partei kommt einer aktuellen Umfrage von infratest dimap zufolge nur noch auf 41 Prozent der Stimmen bei den Wählern. Bei der Bundestagswahl im Herbst 2009 waren es noch 42,5 Prozent.

„Umfragen sind Momentaufnahmen“, meinte Seehofer noch Stunden vorher. „Eine Krise sieht anders aus.“

Die CSU regiere seit 52 Jahren ohne Unterbrechung. „Wir stehen an der Nummer eins in Deutschland.“ Dass die CSU schon seit Jahren an Wählern verliert, sagt Seehofer nicht. Einige Abgeordnete wollten den angeschlagenen Fraktionschef Georg Schmid absägen. Doch weil der aussichtsreichste Kandidat für eine Nachfolge, Umweltminister Markus Söder, nicht mehrheitsfähig war, bleibt das designierte Bauernopfer Schmid weiter im Amt. Ein Journalist fragt nach der Landesbank. „Das Wetter ist so schön“, meint Seehofer. Eigentlich wäre die Klausur von Kreuth eine ideale Gelegenheit für die CSU zu analysieren, warum sie bei den Menschen in Bayern nicht mehr so ankommt wie noch vor einigen Jahren. Bis zur nächsten Wahl sind es über drei Jahre. Doch Seehofer will keine Analyse. Er will Stärke demonstrieren, gegen die immer lauter werdenden Kritiker in der eigenen Partei und in der Koalition in Berlin. Am Mittwoch hat die CSU den kommenden baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus nach Kreuth eingeladen. Vor den Kameras machen Seehofer und Mappus Stimmung gegen den Länderfinanzausgleich. Mappus sagt: „Das können wir unseren Bürgern nicht mehr länger vermitteln.“ Seehofer sagt, er stimme mit Mappus „zu 100 Prozent“ überein. Es ist ein kerniger Auftritt, wie ihn Seehofer liebt. Aber das wird kaum reichen, um das Vertrauen zurückzugewinnen, das die CSU im Bankskandal verloren hat.

Dabei wollen nicht alle CSUler die Krise so weglächeln wie ihr Parteichef. Umweltminister Söder prophezeite in einem Interview, wenn die CSU beim Thema Landesbank nicht bald mehr Kampfgeist zeige, drohe sie zu einem einfachen Landesverband der CDU zu werden.

Horst Seehofer reagierte umgehend. Solche „überflüssigen“ Interviews, sagt er, solle es in Zukunft einfach nicht mehr geben.