Wahlkampf in Nigeria: Explosive Stimmung im Flussdelta

Bisher waren die Ölregionen eine Hochburg der Anhänger der Regierung. Das ändert sich gerade. Und der Wahlkampf verläuft nicht friedlich.

Regierungsanhänger marschieren mit der Fahne ihrer Partei in Lagos. Bild: reuters

ABUJA/LAGOS taz | In den Ölgebieten Nigerias, der Heimatregion von Staatspräsident Goodluck Jonathan, wird der Wahlkampf für die Parlaments- und Präsidentschaftswahl am 14. Februar gewalttätiger. Eine Reihe von Bombenanschlägen hat im Bundesstaat Rivers des Niger-Flussdeltas drei Gerichtsgebäude zerstört.

„Unidentifizierte unpatriotische Elemente“ hätten am Montag „koordinierte Angriffe mit vermutlich mit Dynamit gefüllten Sprengsätzen“ auf die Gerichtsgebäude in Degema, Isiokpo sowie der Provinzhauptstadt Port Harcourt verübt, erklärte Rivers-Polizeisprecher Ahmad Muhammad. „In Degema wurde das Gebäude dem Erdboden gleichgemacht und die Dokumente zerstört.“

Die beiden anderen Anschläge richteten weniger Schäden an, Tote gab es nicht. Die Polizei habe „ernsthafte diskrete Ermittlungen aufgenommen“, so der Sprecher weiter.

Die Anschläge folgten auf einen Großauftritt des Oppositionsbündnisses APC (All Progressives Congress), das sich gute Chancen ausrechnet, am 14. Februar die Wahlen zu gewinnen. Eigentlich ist der Bundesstaat Rivers wie die gesamte Ölregion eine Bastion der Regierungspartei PDP (People’s Democratic Party).

Deren Gouverneurskandidat Nyesome Wike sei aber nunmehr hier „chancenlos“, behauptete der APC am Sonntag nach dem Auftritt seines Gouverneurskandidaten Dakuku Peterside in Port Harcourt. Peterside, der in Umfragen führt, versprach auf seiner Großkundgebung, Rivers von „Unsicherheit, Gewalt und Nepotismus“ zu befreien.

Wechseltige Verdächtigungen

Der amtierende PDP-Gouverneur von Rivers, Rotimi Ameachi, hatte zuvor dem APC vorgeworfen, im Falle eines PDP-Wahlsieges eine „Gegenregierung“ bilden zu wollen. Außerdem hatte er gesagt, Soldaten hätten das Recht zu protestieren, wenn die Regierung sich nicht um ihr Wohlergehen kümmere – eine Äußerung, die als Aufruf zur Destabilisierung im Falle einer PDP-Niederlage gewertet wurde.

Auch die frühere Rebellenbewegung MEND (Bewegung für die Emanzipation des Niger-Deltas), die jahrelang im Niger-Flussdelta für mehr Rechte für die Bewohner von Nigerias Ölgebieten kämpfte, hatte vergangene Woche gedroht, den bewaffneten Kampf wieder aufzunehmen, sollte die PDP die Wahlen verlieren.

Dass es auf diese Drohung keine explizite Reaktion gegeben hat, ist beim APC auf Befremden gestoßen. Die Ölrebellen würden „Straflosigkeit“ genießen, kritisierte APC-Sprecher Alhaji Lai Mohammed.

„Die Ex-Militanten äußerten ihre Drohung im Amtssitz des Gouverneurs des Bundesstaates Bayelsa in Anwesenheit des Gouverneurs“, wunderte er sich. „Mehr als eine Woche später schweigt die Staatssicherheit und die Polizei sagt, sie prüfe die Äußerungen noch.

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