Die Wahrheit: Das Erbe der Tautologen

Ein angeblicher Sensationsfund bei Darmstadt entzaubert zwei der geheimnisvollsten Könige der Antike. Die Hobbyarchäologie ist in Aufruhr.

Manchmal rabiat: Hobby-Archäologen. Grafik: Dorthe Landschulz

Die Weltgeschichte birgt nach wie vor so manches Rätsel. Vor allem die Antike fasziniert heute junge Menschen, die es sich nur schwer vorstellen können, dass es vor über 2.000 Jahren keine Menschen gab, die sich von einem Kamerateam beim Scheitern ihrer Karrierepläne auf Mallorca filmen ließen. Dementsprechend ist die Anziehungskraft historischer Gestalten ungebrochen, wenn auch große Teile der Weltgeschichte als solide entmystifiziert gelten.

Doch um zwei der geheimnisvollsten Figuren der Antike ranken sich noch immer allerlei schwammige Mutmaßungen und nebulöse Legenden. Ja selbst die Existenz jener beiden sagenumwobenen Könige schien lange Zeit umstritten. Eine Vorstellung, die, wenn es nach dem Wuppertaler Hobbyarchäologen Volker Bengel geht, endgültig ad acta gelegt werden darf. Denn Bengel hat angeblich einen Sensationsfund gemacht, der wie eine Blendgranate im Dunkel der Geschichte explodiert.

„Schon seit Langem“, so Bengel bei einer Showpressekonferenz im Frankfurter Tigerpalast Varieté, „beschäftige ich mich mit den Rätseln und der wahren Geschichte der berühmten Zwillingsherrscher Alpha, des Ersten und Rex, des Königlichen, den legendären Führern der Tautologen. Wie wir wissen, waren die Tautologen ein vor etwa 2.300 Jahren im Rhein-Main-Gebiet angesiedelter antiker Volksstamm, an dem die Forschung sich bislang die Zähne ausbiss.

Die Tautologen galten wegen ihrer doppelten Absicherungsrhetorik, Stichwort ’Es regnet oder es regnet nicht‘, bei ihren Zeitgenossen als extrem sicherheitsbewusst und waren daher für Kriegshandlungen kaum zu gewinnen, weil sie nur schwer in die Pötte kamen“, so der legere Freizeitarchäologe.

Widerlegung aus Wuppertal

Aus diesem Grund sah man die Tautologen bisher auch als eine der ersten pazifistischen Volksgruppen der Weltgeschichte. Doch genau diese Vermutung meint der Wuppertaler nun sicher widerlegen zu können.

„In der Nähe des heutigen Darmstadt ist es mir nach langen Forschungen und zähen Vorarbeiten endlich gelungen, die Grabstätte der großen Tautologenkönige zu entdecken. Und die Grabinschrift spricht bezüglich der angeblichen Friedfertigkeit der beiden parallel herrschenden Monarchen eine sehr, wenn nicht sogar doppelt deutliche Sprache. Ich zitiere hier erstmals öffentlich den in einer Art Buchstabenschrift verfassten Text der Inschrift: ’Hier ruhen die toten Leichen der verwandten Brüder Alpha, des Ersten und Rex, des Königlichen. Sie fuhren auf weißem Schimmel und schwarzem Rappen auf in das paradiesische Himmelreich ihrer altvorderen Ahnen.‘“

Laut Bengel, der als einziger die Inschrift zu lesen und deuten vermag, beinhaltet die steinerne Tafel endlich solide Erkenntnisse über die angebliche Kriegsunwilligkeit der Tautologen: „Als die monarchischen Könige mit ihren Schiffsboten das trockene Ufer des feindlichen Kriegsgebietes erreichten, nahmen sie ihre Langspeere und stießen sie dem gegnerischen Feind bei lebendigem Leib ins pochende Herz. Worauf der Feind eines Todes starb und fortan nicht mehr lebte.“

Medien skeptisch

Auf die Bedenken der Presse, dass die Inschrift nicht unbedingt den prickelndsten Fund in der Geschichte der Archäologie darstelle, sondern vielmehr, sollte sie sich nicht als Fälschung entpuppen, auch gut und gern unter der Rubrik Randnotiz zu verbuchen und der damit von Bengel veranstaltete Wirbel lediglich dem Selbstdarstellungstrieb eines von der Fachwelt verschmähten Hobbyforschers zu schulden sei, entgegnete der so Angegriffene, dass er sich mit den Funden keineswegs in den Vordergrund spielen oder mediale Aufmerksamkeit erregen wolle. Nachzulesen, so Bengel, auch in seinem Bildband zum Thema, der demnächst unter dem Titel „Die heißesten Girls von Büttelborn – 1.000 Fickgeschichten" erscheinen werde.

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