Die Rache ist mein – und dein

THRILLER Niels Arden Oplevs Hollywood-Debüt „Dead Man Down“ ist eine ziemlich krude Angelegenheit. In der kompliziert erzählten Rachegeschichte spielt neben Colin Farrell und Noomi Rapace auch Isabelle Huppert mit

Oplev schlägt hier manche Haken zu viel und geht einem mit seinen abrupten Tempowechseln gehörig auf die Nerven

VON ECKHARD HASCHEN

„Wenn ,Dead Man Down‘ ein Pferd wäre“, schreibt David Thomson in der Online-Ausgabe des New Republic, „würde man ihm nach zwanzig Minuten den Gnadenschuss geben.“ Das ist sicherlich ein hartes Urteil, aber widersprechen kann man dem renommierten Kollegen da eigentlich nicht. Denn wie man es auch betrachtet: Niels Arden Oplevs („Stieg Larsson – Verblendung“) erster amerikanischer Kinofilm ist eine ziemlich krude Angelegenheit. Wenn auch eine, bei der man sich über knapp zwei Stunden nur selten wirklich langweilt. Letzteres zum einen wegen der rasant gefilmten Action-Szenen und zum anderen wegen mehrerer Darsteller, die vielleicht nicht besonders gut ins New Yorker Unterweltmilieu passen, die man aber dennoch nicht ungern darin agieren sieht.

Die Probleme des Films beginnen aber bereits bei seiner mehr als konstruierten Geschichte (Drehbuch: J.H. Wyman „The Mexican“): Victor (Colin Farrell) arbeitet für den New Yorker Gangsterboss Alphonse (Terrence Howard). Das heißt, er erledigt seine Aufträge schnell und zuverlässig. Und stellt keine Fragen. Weil die Organisation seit Kurzem von einem mysteriösen Unbekannten nennenswert dezimiert wird, ordnet der Chef eine Vergeltungsaktion an, bei der Victor erfolgreich in vorderster Front mitwirkt. Dann tritt Beatrice (Noomi Rapace) in Victors Leben. Die Französin, die vor Jahren einen schweren Unfall erlitten hat, will Victor in ihre sinistren Rachepläne einspannen und erpresst ihn dazu mit einem selbst gefilmten Smartphone-Video, auf dem Victor in seiner Wohnung einen Mann tötet. Dieser neue Auftrag kommt Victor gar mal nicht so ungelegen, befindet doch auch er sich auf einem von langer Hand geplanten Rachefeldzug: Und zwar dem für seine Frau und seine Tochter, mit denen der einstige Elitesoldat vor Jahren aus Ungarn in die USA kam, und die in der neuen Heimat vor Victors Augen von Gangstern ermordet wurden.

Anders als sein dänischer Landsmann Nicolas Winding Refn, der in seinem US-Debüt „Drive“ eine einfache Geschichte sehr klar ins Bild zu setzen verstand, schlägt Oplev hier so manchen paar Haken zu viel und geht einem zudem mit seinen abrupten Tempowechseln mehr als einmal gehörig auf die Nerven. Wie ein übermotivierter Fußballer bemüht er sich ein wenig zu sehr, in kürzester Zeit zu zeigen, was er alles kann, statt sich mehr Zeit damit zu lassen.

Colin Farrell und Noomi Rapace spielen das von ihnen Geforderte sehr überzeugend. Letztere muss sich langsam vorsehen, nicht ganz und gar auf den Racheengel festgelegt zu werden. Einen solchen spielt sie nämlich auch in Brian De Palmas neuem Film „Passion“. Immer wieder gern sieht man natürlich Isabelle Huppert, auch wenn es schon einigermaßen überraschend ist, sie hier anzutreffen. In ihrer Rolle als Rapaces Mutter ist sie jedenfalls zwar sichtlich unterfordert. Aber bei ihrer Ausstrahlung macht das ganz und gar nichts.