Strategisch geführter Familienbetrieb

ABFUHR Der Arbeitskampf beim Joghurtbecher-Hersteller Neupack soll in eine neue Phase gehen. Gewerkschaft erklärt Verhandlungen für gescheitert, weil Inhaber nicht auf Sanktionen verzichten

„Wir werden den Druck wieder deutlich erhöhen“

RAJKO PIENTKA, STREIKLEITER

Der Konflikt um einen Haustarifvertrag beim Verpackungsmittelhersteller Neupack in Hamburg-Stellingen und im niedersächsischen Rotenburg (Wümme) spitzt sich wieder zu. Am 156.Tag des Arbeitskampfes erklärte die IG Bergbau Chemie Energie (IG BCE) am Freitagabend die mit der Firmenführung geführten Verhandlungen für die 196 Beschäftigten für gescheitert. Die Belegschaften werden wieder vor die Betriebstore in den Streik ziehen.

„Wir werden den Druck wieder deutlich erhöhen“, sagt der örtliche Streikleiter in Hamburg, Rajko Pientka. Es habe jetzt eine Zäsur gegeben. Das sagt auch IG BCE-Verhandlungsführer Ralf Becker. Neupack habe es noch immer nicht verstanden, auf gleicher Augenhöhe mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft zu verhandeln. „Immer noch ist Neupack nicht dazu bereit, auf Maßregelungen gegenüber streikenden Mitarbeitern vollständig zu verzichten“, sagt Becker.

Dabei war die IG BCE zuletzt in den Verhandlungen des seit 1. November andauernden Arbeitskampfes der Inhaberfamilie Krüger weit entgegengekommen. Zu weit, wie viele Neupack-Beschäftigte meinen. Die IG BCE war bereit, auf den Abschluss eines Haustarifvertrages zu verzichten und die Löhne in einer vertraglichen „Regelungsabsprache“ festzulegen. Dafür hatte sie Ende Januar den zwölfwöchigen Vollstreik ausgesetzt und eine „flexible Streiktaktik“ – mal rein, mal raus – ausgerufen, um so den Einsatz von Leiharbeitern kostspielig zu machen. Das war auf massiven Widerspruch gestoßen, der beinahe zur Zerreißprobe zwischen Streikenden, die die Vorgabe als „Flexi-Verarschung“ titulierten, und der IG BCE-Führung geführt hätte. Bis zum Donnerstag sollte Neupack zumindest eine „Maßregelungsklausel“ mit einen Verzicht auf Sanktionen unterzeichnen, erst dann sollten weitere Details verhandelt werden. Doch offenbar riet der Unternehmensberater Arne Hoeck, der für seine anti-gewerkschaftlichen Strategien bekannt ist, Neupack davon ab.

Es könne ohnehin keine Rede davon sein, dass schon eine solide Grundlage für einen möglichen Abschluss gefunden worden sei, fasst der Betriebsratsvorsitzende Murat Günes die Verhandlungen zusammen. „Hinter den Streit um Eingruppierungen verbirgt sich Neupacks Beharren auf Nasenprämien“, so Günes.

Die IG BCE-Führung werde jetzt mit den Streikenden „eine höhere Stufe des Arbeitskampfes entwickeln, um die Achillesferse zu suchen, wo Neupack einknickt“, sagt ein IG BCE-Insider. Das sei „für beide Seite keine leichte Sache, aber eine echte Herausforderung“.  KAI VON APPEN