Unterarmgroße Schraubschlüssel

Die neue Ausgabe der Bochumer Literaturzeitschrift Macondo beschäftigt sich mit dem Thema Arbeit

Wir haben es hier mit schwerer Kost zu tun. Nicht die Texte, die sind zum Großteil lockerleicht. Aber die Fotos, die sind wirklich bleischwer. Da ist zum Beispiel eins mit einem unterarmgroßen Schraubschlüssel. Oder eins mit einer riesigen Maschine, die man buchstäblich röhren hört, wenn man ihrer nur ansichtig wird. Oder der Blick in eine Halle, wo überall noch Schrott rumliegt, der übrig geblieben ist von dem, was hier gemacht wurde, bevor die Halle verwaiste: die Reste harter, ermüdender Arbeit.

Und so lautet auch das Thema des Heftes, das diese bleischweren Fotos enthält. Die vierzehnte Ausgabe der Bochumer Literaturzeitschrift Macondo widmet sich ausschließlich der Maloche. Und es mag verwundern, dass dieses Thema erst jetzt aufgegriffen wurde, schließlich erscheint das Heft seit 1998 im Ruhrgebiet, einer traditionellen Arbeiterregion. Noch dazu ist die Diskussion um fünf Millionen Arbeitslose längst wieder leiser geworden, aber jetzt geht es halt um Arbeit – sei‘s drum.

Bei Macondo finden sich Prosa und Lyrik gleichermaßen, zumeist von noch unbekannten Autoren. Sie erzählen von Arbeit als störendem Element in einer Partnerschaft, von Arbeit, die inzwischen musealisiert wurde, von blutiger Arbeit, mit der man keine Frauenherzen erobern kann und auch von Menschen, die keine Arbeit haben.

Besonders reizend ist etwa Christoph Heises Kurzgeschichte „Das Bahnwärterhäuschen“, die von einem Bahnwärter handelt, der Tag für Tag Stellung bezieht, obschon die Gleise seit Jahren abgebaut sind. Er „arbeitet“ dennoch, und freut sich „auf seinen nächsten Urlaub“. Eine tragikomische Szene, die Heise da einfängt, ebenso wie Daniele Böhle, wenngleich das Komische bei ihr überwiegt. Mit der Bahn geht es durch die Wuhlheide, und Böhle erzählt in einem lockeren Ton von nuschelnden Azubis in Uniformen und von luftigen DDR-Wäldern, wo deshalb so wenige Bäume stehen, weil damals in der DDR – na, das lesen Sie besser selbst.

BORIS R. ROSENKRANZ

Macondo, Verlag im Laerfeld, Bochum, im Bahnhofsbuchhandel für 7,50 Euro