GEMISCHTE WINTERBILANZ DER KÄLTENOTHILFE
: Keine Toten, aber steigende Fallzahl

Trotz massiver Überbelegung und steigender Nachfrage hat die Kältenothilfe in diesem Winter gut funktioniert. Das sagte Thomas Gleißner, Sprecher des Caritasverbands Berlin, am Montag auf einer Pressekonferenz von Caritas, Diakonie und Rotem Kreuz (DRK) in der Weddinger Frauennotunterkunft „Evas Haltestelle“. Trotz des langen und kalten Winters habe es keine offiziellen Kältetoten gegeben. Die Kältenothilfe wurde wegen des anhaltenden Winterwetters sogar um zwei Wochen verlängert.

Insgesamt 30 Projekte hätten durchschnittlich 422 Schlafplätze pro Tag bereitgestellt, es sei aber zu einer realen Nutzung von 470 Übernachtungen gekommen, sagte Robert Veltmann vom Kältehilfetelefon. An sehr kalten Wintertagen hätten bis zu 100 Schlafplätze gefehlt. Weil alle Notübernachtungen über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus Obdachlose aufnahmen, wurde aber niemand abgewiesen.

DRK und Stadtmission, die Betreiber von Wärmebus und Kältebussen, lobten die BerlinerInnen für die rege Nutzung des Kältetelefons, sprachen aber auch davon, dass die Zahl Hilfsbedürftiger gestiegen sei: „Im Vergleich zum Vorjahr haben wir 88 Prozent mehr Männer in eine Notunterkunft gefahren“, so Hans Joachim Fuchs vom DRK. Auch deren Gesundheitszustand habe sich verschlechtert – Fahrten in die Rettungsstellen der Krankenhäuser hätten zugenommen.

Vor allem Frauenunterkünfte seien überbelegt, sagte Diakoniechefin Ulrike Kostka. Die Zahl der Frauen, die in Notunterkünfte gebracht wurden, habe sich verdreifacht. In Berlin sind rund 10.000 Menschen wohnungslos, 2.500 davon Frauen. Es gebe aber noch zu wenige frauenspezifische Einrichtungen, obwohl obdachlose Frauen einen besonderen Schutzraum benötigten, so Kostka. CHARLOTTE LANGENKAMP