Der Nischenkomiker

Zum Telefonieren trägt Jan Böhmermann Krawatte. Er nimmt auf einem Ledersessel Platz, nimmt den schwarzen Hörer von der Gabel und sagt: „Hallo Tobi! Na, in welcher Masturbationssituation finden wir uns denn gerade wieder?“ Das Publikum lacht und Tobi aus Steinfurt antwortet. „RTL“, sagt er. Er schaue gerade fern.

Seit 2010 beantwortet Jan Böhmermann im Radio Bremen Höreranrufe. Gegen Mitternacht spricht er am Telefon über Themen wie „Jan heilt dich“ – Comedy zum Anrufen. Ab Donnerstag wird Böhmermann das auch im Fernsehen tun. Live aus dem Bremer Weserhaus, übertragen vom ARD-Digitalkanal Eins plus. Alle zwei Wochen.

Dabei, das sagte der 32-Jährige im Januar der Zeitschrift Neon, habe er gar „keinen Bock, mit Nischenproduktionsbudget eine Nischenproduktion für ein Nischenhonorar zu machen“. Damals sprach er noch über sein Fernsehformat „Roche & Böhmermann“, in dem er zusammen mit der Moderatorin Charlotte Roche zwei Staffeln lang Prominenten Whiskey und Zigaretten zum Interview reichte: Die kleine Anarchie im öffentlich-rechtlichen Universum. Das Medium Magazin kürte die beiden dafür zu den Unterhaltungsjournalisten des Jahres 2012.

Doch bei der Preisverleihung stand bereits fest: Die Sendung, die gerade ins ZDF-Hauptprogramm aufsteigen sollte, wird es künftig nicht mehr geben. „Es gab hinter den Kulissen Streit und das schon lange“, sagte Roche. Böhmermann macht ab Herbst im ZDF allein weiter. „Ein politisch-satirisches Format“ soll es werden, sagte eine Sendersprecherin.

Bis es soweit ist, wird Böhmermann weiter dort talken, wo er aufgewachsen ist: In Bremen machte er seine Ausbildung beim Radio, dann wechselte er zum WDR nach Köln, parodierte Lukas Podolski und ging schließlich mit der Nummer auf Tournee.

Die Polit-Satire übt er jetzt mit seinen Anrufern in Bremen. „Lass uns mal kurz über Nordkorea lästern“, sagt er dann zum Beispiel: „Spinnt der?“  KLU