HAMBURGER SZENE VON LISA KRICHEL
: Der stürzende Tofu

Ein wenig trostlos ist es an diesem Vormittag im Gählerpark. Der Himmel hat eine tiefgraue Farbe, Schnee ist im Anflug. Müde hängen die Transparente der Moorburgtrassen-Gegner von den Bäumen. Ein paar hundert Meter weiter toben Kinder durch den Schnee, ansonsten ist der Park menschenleer. Oben in den kahlen Baumwipfeln stehen auf Podesten Zelte. Wären sie nicht da, man würde nicht ahnen, dass hier etwas im Gange ist.

Das kleine rote Gemeinschaftshaus im Park mit den roten Fensterrahmen nutzen die Baumbesetzer als Aufenthaltsraum. Drinnen ist es warm. Und voll. Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Dora Heyenn, ist gekommen, um den Baumbesetzern einen Präsentkorb mit veganen Bioprodukten zu überreichen. Eine Handvoll Parteimitglieder frühstückt gemeinsam mit den Aktivisten. Nach und nach kommen mehr Baumbesetzer hinzu. Als es nach draußen zum Fototermin gehen soll, klagt eine Aktivistin: „Ich hab mir noch nicht die Zähne geputzt.“

Draußen stellen sich alle vor einem der bewohnten Bäume auf und posieren mit dem Präsentkorb im Arm. Als die Fotos gemacht sind, soll der Korb fürs späte Frühstück zurück ins Gählerhaus. Doch Tofu, Sojamilch und Brötchen purzeln heraus, das Geflecht ist nach zwei Seiten hin halb offen. Lebensmittel kann man damit nicht gut transportieren, schon gar nicht auf Bäume.