Eltern erwägen Exodus

RECHTSEXTREMISMUS Um die Rückkehr einer Erzieherin mit dubiosen Rechtsaußen-Kontakten zu verhindern, drohen Lüneburger Eltern damit, einen städtischen Kindergarten zu verlassen. Erste Kinder abgemeldet

„Unsere Bedenken zählten nichts“

SPRECHER DER ELTERNINITIATIVE

Am Freitag bekam Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mägde (SPD) einen sehr dicken Brief. Darin drohen mehr als 50 Eltern des Kindergartens am örtlichen Marienplatz damit, ihre Kinder von der städtischen Einrichtung zu nehmen – für den Fall, dass die Erzieherin Birkhild T. wieder dort arbeitet. Deren Verstrickungen ins rechtsextreme Milieu hätten das Verhältnis nachhaltig erschüttert, sagt der Sprecher der Initiative „Eltern gegen rechts“: Dass drei Viertel der Kita-Eltern „so weit gehen, zeigt, wie wichtig uns das Thema ist“. Drei Kinder seien schon abgemeldet worden, ließ die Initiative am Freitag die Nachrichtenagentur dpa wissen.

Anfang April hatte Mägde mitgeteilt, es fehle an rechtlichen Möglichkeiten für die Stadt, eine Rückkehr der umstrittenen Erzieherin zu verhindern. „Man weiß doch nicht, was sie mit den Kindern macht, wie sie mit Kindern mit Migrationshintergrund umgeht, wenn sie alleine ist“, sagte damals eine der betroffenen Mütter. „Unsere Bedenken zählten nichts“, befand der Ini-Sprecher – und kündigte Reaktionen an. Den Eltern falle es nicht leicht, mit dem Verlassen der eigentlich geschätzten Kita zu drohen, sagt er nun. Komme T. aber zurück, würden die Kündigungen der Eltern folgen.

Seit zweieinhalb Jahren belastet der Konflikt Eltern, Kinder und Erzieherinnen der Einrichtung. 2010 hatte die taz über T. berichtet, die mit ihrer Familie nahe Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern lebt. Sie ist verheiratet mit dem NPD-Kommunalpolitiker und -mitarbeiter Andreas T., ließ ihre Kinder zu Kinderfesten der Partei gehen, schickte sie zur „Heimattreuen Deutschen Jugend“ – wegen „Heranbildung einer neonazistischen Elite“ verboten.

Vor dem Arbeitsgericht Lüneburg scheiterte die Stadt mit dem Angebot, T. in die Tagespflege zu versetzen, später entschied das Gericht, dass die Erzieherin wieder im Kindergarten arbeiten darf. Danach versuchte die Stadt mit einem Gespräch für Entspannung zu sorgen. Das Gegenteil trat ein.  ANDREAS SPEIT