Kein Bau auf Britzer Brache

ASYL Sammelunterkunft für 300 Flüchtlinge kommt wohl nicht

Neuköllns Stadtrat Szczepanski erhielt wegen der geplanten Unterkunft in Rudow 150 wütende Briefe

In diesem Jahr ist es für das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) so schwierig wie selten zuvor, genügend Unterkünfte f0ür Asylbewerber bereitzustellen. Bislang haben deutlich mehr Menschen Asyl beantragt als in den Vorjahren. 5.480 Flüchtlinge sind derzeit in Wohnheimen untergebracht, viele davon sind überbelegt. Um die Lage zu entspannen, hatte das Lageso große Hoffnungen in eine Brachfläche in Britz gesetzt. Nun deutet alles darauf hin, dass die Pläne wieder vom Tisch sind.

In Britz sollte eine Unterkunft für bis zu 300 Flüchtlinge geschaffen werden. Der Eigentümer des Grundstücks, der Möbelunternehmer Kurt Krieger, hatte sich bereit erklärt, die Fläche dem Land bis Ende 2014 kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Eine vorübergehende Nutzung bis 2014 wäre viel zu teuer gewesen, sagte Lageso-Sprecherin Silvia Kostner. Das sei aus einer Kosten-Nutzen-Rechnung hervorgegangen. „Wir hätten ein Wohndorf errichten und alle Leitungen neu verlegen müssen“, so Kostner. Nur wenn das Gelände über 2014 hinaus genutzt werden könne, lohnten sich die Investitionen. Ein letztes Gespräch mit Eigentümer Krieger stehe aber noch aus. Der wollte sich gegenüber der taz zum Thema nicht äußern.

Zuvor war auch die Planung einer Sammelunterkunft in Rudow gescheitert. CDU und NPD mobilisierten gegen das Vorhaben. Es sei aber nicht deshalb gescheitert, sondern weil dort kaum Infrastruktur vorhanden sei, sagte der Bezirksrat für Soziales, Bernd Szczepanski (Grüne).

Damit bleibt Neukölln der Bezirk, der am wenigsten Asylbewerber unterbringt. Laut Szczepanski sind es derzeit nur 33. Trotzdem stießen die Pläne für eine neue Unterkunft in Britz auf breite Ablehnung der Anwohner: Bezirksstadtrat Szczepanski sagt, er habe rund 150 wütende Briefe erhalten.

Weil alle Verhandlungen zwischen Lageso und den Bezirken um neue Großunterkünfte bislang erfolglos waren, ist wieder die Erstaufnahmestelle in der Spandauer Motardstraße ins Spiel gebracht worden. Die sollte eigentlich zum Jahresende geschlossen werden. Nun soll hier ein Neubau entstehen, das alte Gebäude werde abgerissen, so Lageso-Sprecherin Kostner. In Steglitz-Zehlendorf hat das Lageso eine Notunterkunft für 96 Personen eingerichtet.

Als letztes Mittel könnte Senator Mario Czaja die Beschlagnahmung von Unterkünften anordnen. Dafür liegen laut Lageso aber keine Pläne vor. Ohnehin seien keine geeigneten Gebäude vorhanden. Der Flüchtlingsrat hält es grundsätzlich für falsch, neue Sammelunterkünfte zu errichten. Er fordert, die Asylbewerber und Flüchtlinge in normalen Wohnungen unterzubringen. MARTIN RANK