Der King

Im Tor: „Bud“ Budweiser. Das leider offizielle WM-Bier

Wenn die Fußball-WM angepfiffen wird, ist Budweiser (sprich Battweiser), das einzige Bier, das im Umkreis von 500 Metern um die Austragungsarenen verkauft werden darf. Es ist so etwas wie eine Bank. Denn das selbst ernannte „King of Beer“ wurde von der Fifa zum offiziellen Sponsor erkoren.

Natürlich empfinden deutsche Fans dies als Beleidigung erster Güte. Damit nicht genug. Auch McDonald’s-Flachklopse triumphierten über die Thüringer Bratwurst. Und Coke über Gerolsteiner. Die WM ist, vom magenfüllenden Standpunkt betrachtet, längst amerikanisiert. Sicher bringt jedoch nichts die deutsche Seele in den Stadien so in Rage wie das Grausen, das am Ende droht, im Tor, das Dünnbier.

Ach was, Bier! Ein Bayer würde nicht einmal sein Auto damit waschen. Und in den Brauereien von Köstritz bis Bitburg kann man sich das verächtliche Kopfschütteln vorstellen. Wenn Budweiser Bier ist, ist das Leder eckig und Oli Kahn eine Frau.

Also, eher geht wohl ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein deutscher Bierbauch sich lustvoll mit „Bud“ füllt, wie es die Amerikaner liebevoll nennen – ihr Wort für Hintern hört sich genauso an. Was passiert nun, wenn dennoch das weltweit wichtigste Ereignis mit dem weltweit schlechtesten Bier zusammen treffen?

Etwas Großes. Überall im Land werden mobile Umfüll- und Umetikettierungslabore aus dem Boden schießen und im Zonenrandgebiet der Stadien hinter der Biergrenze zum Einsatz kommen. Ein Heer von Ich-AGlern wird nicht nur die deutschen, sondern auch die englischen, dänischen und tschechischen Fans (all jene, für die Bud ebenso eine Form von Brause ist) mit deutschem Hopfensaft versorgen und so ungeteilte Sympathien hervorrufen. Sprechchöre „Viva Alemania“ werden selbst aus der holländischen Fankurve zu hören sein.

Derart euphorisiert (weil Fußball ohne zünftiges Bier ist wie Atmen ohne Sauerstoff) wird eine europäische Biertrinkerallianz unsere Jungs ins Finale brüllen. Und wenn das Spiel gegen Holland auf der Kippe steht, blendet ein silbriges Etikett der Flasche im Tor Ruud van Nistelrooy. Er verschießt den Elfmeter.

Dank Bud bleibt der Kasten sauber. Danke Bud.

MICHAEL STRECK