Chrobog: Ich war nicht leichtsinnig

Nach seiner Rückkehr betont der Exdiplomat, er sei an der Entführung im Jemen keinesfalls selbst schuld

KÖLN ap/dpa/taz ■ Der frühere Außenstaatssekretär Jürgen Chrobog war bei seiner Jemenreise nach eigener Ansicht nicht leichtsinnig. „Ich habe alle Hinweise befolgt, alle Vorsichtsmaßnahmen walten lassen und vertraute auf die Zusicherungen der jemenitischen Regierung“, sagte Chrobog nach seiner Freilassung aus der Gewalt von Entführern.

Bei der Planung durch seine Gastgeber sei ein Stammeskonflikt unterschätzt worden. Die Einladung sei vom Außenministerium in Sanaa gekommen, er sei aber auf eigene Kosten gereist, sagte der 65-Jährige nach seiner Rückkehr nach Deutschland. Auch die Route hätten die Jemeniten ausgearbeitet: „Ich wollte eigentlich ganz woanders hin.“ Der jemenitischen Regierung macht er dennoch keinen Vorwurf. Weiter sagte Chrobog, es habe kein Lösegeld gezahlt werden müssen. Er würde nie in den Irak, nach Afghanistan oder zu den prähistorischen Stätten in Kolumbien reisen.

Die Familie Chrobog war am Sonntagabend mit einer Bundeswehrmaschine auf dem Flughafen Köln-Bonn gelandet. Der Heimflug hat nach Darstellung der Bundesregierung keine zusätzlichen Kosten für den Steuerzahler verursacht. Die Challenger der Luftwaffe sei für Maßnahmen zur Lösung der Falls bereits in der jemenitischen Hauptstadt gewesen, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts Martin Jäger: „Hätte er auf einem Teppich zurückfliegen sollen?“ Chrobog habe angeboten, einen Teil der Kosten zu tragen.

Der Exdiplomat wollte weder Empfehlungen noch Warnungen zu Reisen nach Jemen aussprechen. „Das überlasse ich dem Auswärtigen Amt.“ Er sagte: „Der Jemen ist ein unglaublich schönes Reiseland, aber die Bedingungen müssen stimmen.“ Mit der Geiselnahme wollten die Entführer fünf inhaftierte Angehörige freipressen. „Wir sind während dieser Geiselnahme anständig behandelt worden“, sagte Chrobog. „Es begann allerdings mit einer schweren Schießerei, bei der unser Fahrer um ein Haar ums Lebens gekommen wäre.“

Der Yemen Observer berichtete gestern, der Präsident des Landes werde den Gouverneur und den Sicherheitschef der Provinz Schabwa im Osten des Jemen feuern, in der die Chrobogs entführt worden waren. Entlassen werde auch der Gouverneur der Provinz, in der kurz nach Freilassung der deutschen Familie Italiener entführt wurden.