„Zehn Jahre harte Arbeit“

GEBERKONFERENZ Zehn Jahre lang will man Haiti helfen. Nur konkrete Zahlen gibt es nicht

PORT-AU-PRINCE taz | Die internationale Gemeinschaft will Haiti zehn Jahre lang helfen. Wie viel Geld man dafür aufbringen will, blieb nach Geberkonferenz im kanadischen Montréal jedoch unklar. Das Treffen der Außenminister und Repräsentanten von etwa zwanzig Staaten und Organisationen ging am Montagabend ohne verbindliche Zusagen zu Ende. Hauptakteur der Konferenz war die „Gruppe der Freunde Haitis“, zu der neben Gastgeber Kanada die USA, Frankreich, Mexiko, Brasilien und weitere lateinamerikanische Staaten gehören – aber nicht Venezuela oder Bolivien, die die Konferenz boykottierten.

„Auf die Welt warten zehn Jahre harter Arbeit in Haiti“, sagte der kanadische Premierminister Stephen Harper. Schätzungen der UN zufolge hat Haiti bislang 555 Millionen Euro erhalten.

„Es kann nicht darum gehen, dass wir nach dem Aufbau wieder so dastehen wie vor dem Erdbeben“, sagt der haitianische Ministerpräsident Jean-Max Bellerive. Das Ziel sei nicht der Wiederaufbau des Zerstörten, sondern ein grundlegender Neuaufbau. Rund zwei Drittel der veranschlagten 2,1 Milliarden Euro brauche man für den Wohnungsbau. Das restliche Drittel sei für den Aufbau einer staatlichen Infrastruktur als notwendige Rahmenbedingung für eine wirtschaftliche Entwicklung. Zugleich sprach sich Bellerive dagegen aus, Haiti unter ein Protektorat der UN zu stellen. Haiti müsse vielmehr selbst die Führung beim Wiederaufbau übernehmen. Dafür plant die haitianische Regierung, wie am Dienstag bekannt wurde, die Bewohner der zerstörten Hauptstadt dazu bewegen, vorübergehend aufs Land zu ziehen, um so Port-au-Prince wiederaufzubauen.

US-Außenministerin Hillary Clinton versprach, dass die Gläubigerstaaten USA, Spanien und Frankreich die haitianischen Auslandsschulden erlassen würden. Das freilich hatte der „Club von Paris“ bereits nach der verheerenden Hurrikansaison von 2008 versprochen und es bislang noch nicht getan. Ein solcher Erlasse würde die Schuldenlast Haitis um gut die Hälfte auf rund 310 Millionen Euro reduzieren. Die restlichen Gläubiger sind die Interamerikanische Entwicklungsbank und Venezuela. Auch Hugo Chávez hat angekündigt, Haiti die Schulden zu erlassen.

Im März soll im Sitz der Vereinten Nationen in New York eine große Geberkonferenz für Haiti stattfinden. CECIBEL ROMERO