THROBBING GRISTLE

Dröhnender Bass, an den Nerven sägende Synthesizer und ein stumpfer mechanischer Beat. Eine Wand aus Feedback, eine im Stakkato geschrammte Geige, dazu Texte über bizarre Sexmorde und Verstümmelungen. So waren Throbbing Gristle Ende der Siebzigerjahre angetreten, als „Wreckers of Civilization“, wie ihre Biografie betitelt ist. 1976 ging die gerne liebevoll TG genannte Band im Rahmen einer Ausstellung im Londoner ICA aus dem Künstlerkollektiv „COUM Transmissions“ hervor. Später wurden sie im Umfeld des Punk vor allem wegen ihrer ohrenbetäubenden Auftritte bekannt, bei denen S/M-Videos und andere experimentelle Filme gezeigt wurden. Nach vier Platten, die sie auf dem eigenen Label Industrial Records veröffentlichten und die sich insgesamt knapp 90.000 Mal verkauften, lösten sich Throbbing Gristle 1981 auf, um in Einzelprojekten weiterzuarbeiten (Chris & Cosey, Psychic TV, Coil). Nebenher lässt sich Sänger Genesis P-Orridge seit einiger Zeit zur Frau umoperieren. Am Silvesterabend traten die vier Musiker (v. l. Peter „Sleazy“ Christopherson, Cosey Fanni Tutti, Genesis Breyer P-Orridge und Chris Carter) zur TG-Reunion in der Berliner Volksbühne auf; am folgenden Tag begleiteten sie dort Derek Jarmans Filmcollage „In the Shadow of the Sun“ mit einem Live-Soundtrack. Außerdem ist in den Berliner Kunst-Werken bis zum 29. 1. die Ausstellung „Annual Industrial Report“ zu sehen, die die Aktivitäten von TG dokumentiert. Eine neue CD ist für dieses Jahr auch noch geplant. HF
FOTOS: ROLAND OWSNITZKI