Der Untenrum-Komiker

Wetteransager Jörg Kachelmann hat ungefähr so viel Humor wie ein Tiefdruckgebiet

Jörg Kachelmann, „Wettermän und Medienstar“ (WDR), der die Wettervorhersage „zur TV-Kunstform veredelt hat“ (Rowohlt Verlag), scheint die Sonne beständig aus dem Arsch. Längst verfügt er über ein „Vorhersage-Imperium“ (ARD), seiner Firma Meteomedia gehören mehrere hundert Wetterstationen in Deutschland und in der Schweiz, und er betreibt sein großes Geschäft mit „üblen Winden“, „Blumenkohlwölkchen“ und „schlürfendem Regen“. Dazu begibt er sich mitunter in völlige Klausur: „Oft bezieht er tagelang auf Hiddensee in einem seiner Wetterhäuschen Station – ein muffiges Kabuff von wenigen Quadratmetern“ (ARD), um daraus mit „vom Winde verwehten Haaren“ auf „Zeitreisen in die Zukunft des Wetters“ aufzubrechen und die Republik mit weiteren solcher Donnerbalken zu markieren.

Sponsoren ist der „Hochdruckmacher“ dabei eindrucksvoll zugewandt: In seiner Internet-„Kolumne“ beim „T-Online-Nachrichtenportal“ schönwettert Kachelmann: „Liebe Freunde der uneingeschränkten T-Onlinerei! Kein Online-Wetterdienst hat wie T-Online über 700 Wetterstationen jede Stunde zur Verfügung.“ Begeistert „kämmt sich“ Kachelmann daraufhin „durch die Ortsnamen in Deutschland“ und entdeckt „bemerkenswerte Orte“, in denen „man auch gerne eine Wetterstation hätte – Katzenhirn in Bayern oder Lederhose in Thüringen“.

Eine „besondere Gegend“, fährt das Spatzenhirn fort, „bei der ich nicht sicher bin, ob es Ärger gäbe, erschiene sie im Ticker im Ersten Deutschen Fernsehen, gibt es rund um Bad Bederkesa“. Er „fürchtet“, diese Gegend werde jedoch „immer wetterstationsfrei bleiben“, weil „unser prinzipientreuer und die Moral der Truppe hochhaltender Programmdirektor nicht zuließe, dass in Drangstedt, Fickmühlen, Flögeln oder Hymendorf (sic!) eine Wetterstation nur zum zweifelhaften Gaudium von Fernsehzuschauern errichtet würde, die der Volksetymologie frönen“. Zwar „künden diese Orte“, die allerdings „sehr benachbart sind“, nicht „von einer generell sexualisierten Atmosphäre (obwohl Spaßvögel dort schon einen deutschen Erotikwanderweg postuliert haben)“, jedoch von „irgendwelchen mittelhochdeutschen und nicht erfolgten Lautverschiebungen sowie Schwächungen in Mittelsilben, die nichts mit dem zu tun haben, was Sie denken“.

Der badische Wein hat Kachelmann offenbar endgültig die Hirnmasse zerschmaddert – „darauf ein Glas mit einer der Kreszenzen unseres tapferen Sponsors dieser Kolumne“ –, und seine gelallten Lautverschiebungen künden höchstens von einer zweifelhaften Bauernregel: Was Januar in die Samen treibt, in Halm und Ähren stecken bleibt.

Bleibt nur zu hoffen, dass der dümmste aller Wetterbauern möglichst rasch im baden-württembergischen Schwaikheim immerwährende – und vor allem stille – Wetterstation macht und seinen eigenen üblen Winden erliegt. Bis dahin gilt das einzig wahre Wetterphänomen: „Die Apokalypse kommt eigentlich übers Wetter“ (Gerhard Polt) – und ein lebendes Tiefdruckgebiet sehen Sie nach den „Tagesthemen“. TANJA KOKOSKA