Angebliche Waisen mit Urlaub gelockt

HAITI Nach dem Scheitern des Kinderschmuggels vom Wochenende sind die Opfer im SOS-Kinderdorf untergekommen. Jetzt werden ihre Angehörigen gesucht. Die USA nehmen die Rettungsflüge wieder auf

MEXIKO-STADT/WASHINGTON epd/afp | Die vermeintlichen haitianischen Waisenkinder, die offenbar von US-amerikanischen Helfern in die Dominikanische Republik verschleppt werden sollten, sind jetzt in der Obhut des SOS-Kinderdorfs Santo in Haiti. Dies teilte die Organisation am Montag in München mit.

Die haitianische Polizei hatte am Wochenende den Transport mit den Kindern in Grenznähe gestoppt und zehn Helfer der US-Baptisten-Organisation New Life Children’s Refuge wegen mutmaßlichen Kinderhandels festgenommen. Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer trafen die Kinder „völlig verstört, hungrig und durstig“ in Santo ein, wo sie medizinisch versorgt und untersucht wurden. Nun müssten rasch Eltern und Angehörige ausfindig gemacht werden.

Mehrere Mädchen und Jungen hätten erklärt, dass sie noch Eltern haben, hieß es weiter. Ein achtjähriges Mädchen sei der Auffassung gewesen, von ihrer Mutter auf einen Kurzurlaub geschickt worden zu sein. Offenbar seien die Eltern mit unrealistischen Versprechen über ein „Sommercamp mit Swimmingpool“ überredet worden, ihre Kinder der Baptisten-Organisation anzuvertrauen. Auf seiner Internetseite biete das Hilfswerk an, Adoptionen in der Dominikanischen Republik zu vermitteln, „ein Hotel in Strandnähe für adoptionswillige Eltern inklusive“.

Unterdessen wollen die USA die am Samstag gestoppte Luftbrücke für Opfer des Erdbebens in Haiti wieder aufnehmen. Sie solle innerhalb von zwölf Stunden wieder eingerichtet werden, kündigte Präsidentensprecher Tommy Vietor am Sonntag in Washington an. Dies sei in Abstimmung mit der Regierung Haitis und der internationalen Gemeinschaft entschieden worden. Die Flüge waren ausgesetzt worden, weil die Übernahme der Kosten für die ausgeflogenen Patienten nicht geklärt war.

Meinung + Diskussion SEITE 12