Der verantwortungsbewusste Streik

BAYERN Ver.di wählte Bayern als Schwerpunkt für den ersten Tag ihres Warnstreiks im öffentlichen Dienst. 11.000 Mitglieder nahmen teil

In Würzburg standen am Morgen für mehrere Stunden die Straßenbahnen still

MÜNCHEN taz | Sie haben Krankenhäuser bestreikt und Kindergärten, die Schifffahrt, Müllabfuhr und Stadtwerke, quer über das Bundesland verteilt. Die Gewerkschaft Ver.di wählte am Montag Bayern als Schwerpunkt für den ersten Tag ihres Warnstreiks im öffentlichen Dienst. 11.000 Ver.di-Mitglieder nahmen teil. Für die Organisatoren war der Warnstreik im Süden ein Erfolg. „Das ist ein deutliches Signal“, meint Norbert Flach, Tarifkoordinator für den öffentlichen Dienst bei Ver.di Bayern.

Die geplanten Teilnehmerzahlen habe man locker erreicht und sich in einem breiten Querschnitt des öffentlichen Dienstes aktiv gezeigt. Flach sagt: „Wir sind zufrieden.“ Besonders in den kommunalen Krankenhäusern wurde am Montag rege gestreikt. In 37 Kliniken im ganzen Freistaat hatte Ver.di aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Allein in den städtischen Kliniken in München streikten laut Ver.di 250 Angestellte. „Das war ein toller Erfolg“, sagt der zuständige Münchner Ver.di-Sekretär Stefan Jagel. Es hätten sogar Klinik-Mitarbeiter an dem Streik teilgenommen, die am Montagmorgen gar keinen Dienst hatten. In zwei Kliniken seien am Morgen nur Notoperationen durchgeführt worden. Allerdings sei es schwer gewesen, das Personal auf den Stationen für den Streik zu gewinnen. In einigen Kliniken werde schon ohne Streik bereits unter Notdienstbedingungen gearbeitet. Zu größeren Störungen im Klinikbetrieb kam es durch den Streik nicht, sagt Ina Herzke, die Sprecherin der städtischen Kliniken München. Es seien keine Operationen ausgefallen und nur wenige verschoben worden. Die Patienten hätten unter dem Streik kaum gelitten. Herzke lobt Ver.di für den „sehr verantwortlichen Umgang“ mit den Patienten. „Es ist auch nicht unsere Absicht, die Bürger zu treffen“, meint Flach von Ver.di.

In Würzburg standen am Morgen für mehrere Stunden die Straßenbahnen still. Am Main störten die Streiks die Flussschifffahrt. Weil Schleusenwärter streikten, gab es Verzögerungen, sagt Heinrich Schoppmann, der Leiter des Schweinfurter Schifffahrtsamts. Doch das sei nicht weiter schlimm gewesen, da der für die Binnenschiffer wichtige Rhein-Main-Donaukanal derzeit eh zugefroren und gesperrt sei.

Morgen soll der öffentliche Dienst in Bayern wieder arbeiten wie gewohnt. Doch weitere Warnstreiks in den kommenden Tagen mag man bei Ver.di nicht ausschließen. „Wir sind noch in einem Klärungsprozess, ob es weitere Aktionen geben wird“, sagt Norbert Flach.

BERNHARD HÜBNER