Unternehmer sollen Forschergeist zeigen

Die NRW-Wirtschaft investiert zu wenig in die Forschung, beklagen der zuständige FDP-Minister und das RWI

DÜSSELDORF taz ■ Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung Essen (RWI) hat erneut vor einer wachsenden Forschungslücke in Nordrhein-Westfalen gewarnt. „NRW ist in jüngster Zeit zurückgefallen“, sagte RWI-Präsident Christoph Schmidt, der gestern gemeinsam mit Forschungsminister Andreas Pinkwart (FDP) eine neue Studie zum Thema vorstellte. Pinkwart sagte, er wolle den Trend zu weniger privat finanzierter Forschung mittelfristig umkehren: „NRW muss zum Innovationsland Nummer eins in Deutschland werden.“

Bislang liegt Nordrhein-Westfalen nach RWI-Erkenntnissen weit unter dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2003 seien 1,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den Bereich Forschung und Entwicklung geflossen. Bundesweit seien es 2,6 Prozent gewesen. Noch weiter ist der Abstand gegenüber den süddeutschen Bundesländern. Das im Rahmen der so genannten Barcelona-Vereinbarung innerhalb der Europäischen Union vereinbarte Ziel, bis zum Jahr 2010 auf drei Prozent des BIP zu kommen, werde bisher in NRW deutlich verfehlt.

Als Ursache für die Forschungslücke führen die Autoren der RWI-Studie die „Orientierung am Shareholder Value“ an. Dadurch sei „eine ehemals stark durch Prestigeerwägungen angetriebene und vom Enthusiasmus der Techniker gesteuerte Unternehmensforschung“ nicht mehr opportun. Auch die „Globalisierung der Märkte“, der „Mangel an innovativen Start-ups“ und die weit unterdurchschnittliche Forschungsleistung im Ruhrgebiet seien verantwortlich für die Gesamtsituation.

RWI-Präsident Schmidt hob zudem die geringe Präsenz forschungsintensiver Industrien in NRW, die schwache Forschungsleistung der heimischen Großunternehmen sowie das „Festhalten an den Steinkohlesubventionen“ hervor.

Forschungsminister Pinkwart appellierte insbesondere an die mittelständischen Unternehmen, ihre Forschungsleistungen zu überprüfen. Doch der FDP-Politiker schränkte ein: „Wir werden kein Gesetz einbringen, mit dem wir die Wirtschaft zu mehr Forschung und Entwicklung zwingen.“ Stattdessen sollen die öffentlichen Ausgaben – derzeit rund 3,3 Milliarden Euro – „effizienter“ eingesetzt werden.

Das RWI hatte die Studie mit dem Titel „Zu wenig Forschung und Entwicklung“ aus eigenen Mitteln finanziert. Sie war von der rot-grünen Landesregierung Ende 2004 angestoßen worden.

SEBASTIAN SEDLMAYR