Rohingya misstrauen Behördenwarnungen

BIRMA Angehörige der muslimischen Minderheit wollen zyklongefährdete Lager nicht verlassen

SITTWE ap/dpa | Der Zyklon „Mahasen“ hat die Küste von Bangladesch erreicht und erste Todesopfer gefordert. Zwei ältere Menschen seien am Donnerstag im Süden des Landes von umstürzenden Bäumen erschlagen worden, sagte ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde. „Mahasen“ ist der bislang gefährlichste Wirbelsturm des Jahres in der Region. In Bangladesch und Birma sind Hunderttausende Menschen aus tiefliegenden Küstenstreifen geflüchtet.

In Birma hatten die Behörden die Evakuierung von Zeltlagern im Küstenstaat Rakhine angeordnet. Doch viele der dort lebenden Angehörigen der muslimischen Minderheit der Rohingya weigern sich, die Lager zu verlassen. Sie misstrauen den Behörden. 140.000 Menschen sind seit vergangenem Jahr in Rakhine in provisorischen Lagern untergebracht. Sie flüchteten vor antimuslimischen Pogromen. Fast die Hälfte der Vertriebenen lebt nun in von „Mahasen“ bedrohten Küstengebieten.

Der Sturm sollte am Freitag in dem Gebiet auf Land treffen. In der Umgebung der Staatshauptstadt Sittwe widersetzten sich am Mittwoch mehrere hundert Rohingya der Aufforderung durch Soldaten, die Region zu verlassen. „Als wir ihnen sagten, dass der Sturm kommt, haben sie uns nicht geglaubt“, erklärte Leutnant Lin Lin. „Sie weigern sich immer noch.“

Im Lager sagt Rikschafahrer U Kyaung Wa, die Menschen seien es leid, von den Behörden herumkommandiert zu werden. Erst seien sie in die Lager gebracht worden, weil ihre Häuser von Buddhisten zerstört wurden. „Jetzt sagen sie: ‚Ihr müsst wegen des Sturms umziehen.‘ Wir weigern uns, zu gehen. Wir werden erst umziehen, wenn sie Gewehre auf uns richten.“ Er fürchtet, dass es ihm im Landesinneren in einem neuen Lager ohne Zugang zu Arbeit schlechter gehen wird.

Auch als am Donnerstag erste Ausläufer des Wirbelsturms der Küste bei Sittwe Wind und Regen brachten, schienen die meisten Menschen ausharren zu wollen. Einige allerdings bauten Zelte ab und packten ihre Habseligkeiten. „Wir haben jetzt Angst. Wir haben uns heute morgen entschlossen, zu gehen“, sagt der 62-jährige U Kwaw Swe, Vater von sieben Kindern. Er hoffe, dass die Regierung für den Transport seiner Familie sorgen werde. Andernfalls wollten sie sich zu Fuß in Sicherheit bringen.