Holzdieben auf der Spur

Die hohen Energiekosten treiben Sparfüchse in den Wald: Nachts fällen sie illegal ihr Kaminfutter. „Die Leute wollen für Holz nichts bezahlen, auch wenn sie es sich leisten könnten,“ sagen Förster

von HANNAH COSSE

Nachts mit dem Anhänger in den Wald fahren, klammheimlich Holz aufladen, später am eigenen Feuer die Wärme des geklauten Brennstoffs genießen. So treiben nach Erkenntnissen der Forstämter Holzdiebe schon seit Jahren ihr Unwesen in den Wäldern Nordrhein-Westfalens. „Das gefällte Holz liegt zur Abholung im Wald bereit – dann fehlt etwas“, so Michael Wiesner vom Forstamt Mönchengladbach. Für stärkere Kontrollen in den Wäldern fehlen aber Geld und Personal. Holzdiebstahl ist eine Straftat und kein Kavaliersdelikt.

Die steigenden Kosten für Öl und Gas haben die Attraktivität von Kaminen und Öfen noch gesteigert. Pro Jahr werden jeweils rund 30.000 neue handwerkliche Öfen und Kamine in Deutschland eingebaut. Doch anders als bei Öl- oder Gasheizungen muss das Brennholz relativ aufwendig und oft auch teuer beschafft werden. Für den Raummeter Brennholz liegen die Marktpreise zur Zeit bei gut 60 bis 70 Euro. Der Revierförster für den Bereich Nettetal, Thomas Gieselmann, vermutet: „Manche scheinen die Preise einfach nicht bezahlen zu wollen, obwohl sie es sich leisten könnten.“ Die Forstbetriebe des Landes beklagen schon seit Jahren immer häufiger Holzdiebstähle.

Revierförster Gieselmann erinnert sich besonders an einen Fall aus dem Winter 2004/05. Damals hatte er 18 Raummeter Brennholz an eine Familie verkauft. Die gut zwei Meter langen Holzstücke warteten im Wald auf ihre Zerkleinerung. „Seid vorsichtig und lasst euer Holz nicht zerkleinert im Wald liegen“, warnte Gieselmann seine Kunden.

Von Ungeduld getrieben hatte der Vater der Familie am Abend vor der Abholung dann doch seine Motorsäge betätigt. All die Mühe war vergebens – das Brennholz im Wert von rund 200 Euro war bis zum nächsten Morgen gestohlen worden. Revierförster Gieselmann ärgert sich: „Am schlimmsten finde ich, dass da Leute bestohlen werden, die selber Zeit und Arbeit investiert haben. Das ist doch unglaublich egoistisch!“

Förster Gieselmann machte daraufhin Kontrollgänge im Wald. Als ihn ein fremder Geländewagen mit Anhänger passierte, rief er die Polizei – doch zu spät, wieder verschwanden einige Raummeter Holz. Die Staatsanwaltschaft ermittelte. Ohne Erfolg: Der identifizierte Anhänger sei auf einem Hof abgestellt, jeder könne ihn leihen, sagte der Anhängereigentümer.

Die Diebe prellen aber nicht nur die Kaminfreunde um ihre Ware, sie prellen die Waldarbeiter auch um den wohlverdienten Lohn. „Waldarbeiter werden nach Akkord bezahlt – wird Holz gestohlen, bevor es registriert ist, verlieren die Arbeiter bares Geld“, so Lothar Schnegelsberg, Revierförster in Mettmann.

Für stärkere Kontrollen fehlt Geld und Personal. „Wir wollen vor allem auf legale Möglichkeiten zum Holzabbau verweisen“, sagte ein Sprecher aus dem Umweltministerium. So kann in Motorsägen-Lehrgängen bei den örtlichen Forstämtern das notwendige Know-how erworben werden. Bei Einsatz eigener Arbeit kostet der Raummeter Brennholz dann nur noch 25 bis 30 Euro – allemal besser als eine Vorstrafe. (DPA)